Das Vermächtnis von Lonesome George
Weil Riesenschildkröten so lange leben, sind sie ideale Modelle für die Altersforschung, etwa um altersbedingte Krankheiten zu untersuchen oder um herauszufinden, welche Gene ein langes Leben begünstigen. Biologen haben dazu das Erbgut zweier Riesenschildkröten genau analysiert und mit jenem von weniger langlebigen Arten verglichen.
AFP
Studie
”Giant tortoise genomes provide insights intolongevity and age-related disease”, Nature Ecology & Evolution, 3.12.2018
Für die in der Fachzeitschrift „Nature Ecology & Evolution“ publizierte Studie haben sie das Genom einer im indischen Ozean heimischen Aldabra-Riesenschildkröte und jenes von Lonesome George, der letzten Pinta-Riesenschildkröte, entschlüsselt. „Wir können noch immer von Lonesome George lernen,“ so Studienautorin Adalgisa Caccone von der Universität Yale in einer Aussendung. Denn das analysierte Erbgut gebe nicht nur einen Einblick in die Evolution der Schildkrötenpopulation auf den Galapagos-Inseln, die Forscher entdeckten auch Genvarianten, die für die langjährige Gesundheit der Riesenschildkröten verantwortlich sein könnten.
Modell für die Altersforschung
Theoretisch haben Tiere, die länger leben, ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken. Bei Riesenschildkröten, die um die 100 Jahre alt werden, treten aber relativ selten Tumore auf. Wie die Erbgutanalyse zeigt, besitzen die Riesenschildkröten bestimmte Genvarianten, die etwa mit der Reparatur von DNA und mit der Unterdrückung von Krebs in Verbindung stehen - alles Faktoren, die die Gesundheit im Alter beeinflussen. Bei Arten, die nicht so lange leben, würden diese genetischen Besonderheiten nicht vorkommen, so die Forscher. Die untersuchten Genvarianten seien nicht nur für die Lebensdauer, sondern auch für die beeindruckende Größe der Schildkröten verantwortlich.
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Die neu gewonnenen Daten würden helfen, Riesenschildkröten besser zu verstehen und damit andere Populationen besser schützen zu können, so die Studienautoren. Sie sind aber nicht nur für Schildkröten relevant, wie Carlos Lopez-Ortin von der Universität Oviedo in Spanien, Co-Autor der Studie, in einer Aussendung erklärt: „Wir haben interessante Genvarianten gefunden, die bestimmte Kennzeichen der Alterung beeinflussen könnten - das eröffnet neue Wege für die Altersforschung."
Julia Geistberger, science.ORF.at