Grünanlagen schützen das Herz

Mehr Grün in Straßen und Städten wäre eine einfache Möglichkeit, die öffentliche Gesundheit zu stärken. Eine neue US-Studie zeigt: Wer in einer begrünten Umgebung wohnt, läuft weniger Gefahr, am Herz zu erkranken.

Die US-Stadt Louisville in Kentucky hat mehr als eine halbe Million Einwohner und wie viele Städte grüne sowie weniger grüne Ecken. Um zu untersuchen, ob das einen Unterschied macht, haben Forscher der Universität Louisville über fünf Jahre hinweg regelmäßig das Blut sowie den Urin von rund 408 Bewohnern aus unterschiedlichen Stadtteilen in Louisville untersucht. Dabei zeigte sich tatsächlich: Bewohner in begrünten Nachbarschaften haben einen Vorteil.

Die Studie

Association Between Residential Greenness and Cardiovascular Disease Risk, American Heart Association (5.12.2018)

Bei ihnen wiesen die Blutgefäße weniger oxidativen Stress auf und das sympathische Nervensystem war weniger aktiv. Dieses System reagiert bei Gefahrensituationen. Es erhöht beispielsweise den Blutdruck sowie die Herzfrequenz. Bei echten Gefahren ist das sinnvoll. Als Dauerzustand schadet es allerdings den Gefäßen, erklärt die Kardiologin Julia Mascherbauer vom AKH in Wien, sie hat sich die Studie angesehen. Noch ein dritter Effekt kommt hinzu: Der Körper war in grüneren Umgebungen eher in der Lage, Blutgefäße zu reparieren und neue Blutgefäße zu bilden. In der Fachsprache spricht man hier von Angiogenese. „Wenn sich zum Beispiel ein Blutgefäß verengt und dadurch die dahinterliegenden Gefäße unterversorgt werden, kann der Körper diese Region über neu gebildete Gefäße mitversorgen. Es handelt sich also um einen wichtigen Schutzmechanismus.“

Bäume schützen Blutgefäße

Alle drei Faktoren schützen somit die Blutgefäße und damit auch vor einem Herzinfarkt, „bzw. kommt es nach einem Herzinfarkt zu einer besseren Durchblutung“, so Mascherbauer. Der positive Effekt von Bäumen, Sträuchern und Wiesen war dabei unabhängig vom Alter, der Herkunft, sozioökonomischen Faktoren wie Bildung, ob sich in der Nähe viele Straßen befinden oder ob die Teilnehmer rauchten, schreiben die Forscher. Mascherbauer ist allerdings skeptisch. „400 ist schon grenzwertig hinsichtlich der statistischen Power, um all diese Faktoren miteinzurechnen. Gebildete Menschen zum Beispiel führen einfach auch einen gesünderen Lebensstil - hier wird es vermutlich einen Bias geben.“

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 5.12. um 13:55

An der Haupterkenntnis der Studie „Grün ist gut fürs Herz“ ändert das aber grundsätzlich nichts, so Mascherbauer. Mit diesem Ergebnis fügt sich die Studie in eine Reihe von Korrelationsstudien ein, die schon früher einen allgemeinen positiven Zusammenhang zwischen Herzgesundheit und grüner Nachbarschaft nahelegten. Diese Studie hat nun erstmals versucht, das am menschlichen Körper direkt zu messen. „Das Ergebnis überrascht mich keineswegs und ist auch nachvollziehbar“, kommentiert Mascherbauer die Studie. Wie die Autoren der US-Studie sieht auch sie in den Ergebnissen nun einen Auftrag an die Politik. „Je mehr Menschen man ermöglicht, dass sie in einem Grünbereich oder einer lebenswerten Umwelt leben, umso besser wird die Gesundheit dieser Population sein. Wie auch immer man das gestaltet, mit beruhigten Zonen, mit Grünflächen oder mit Spielplätzen.“

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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