Stadtfrösche sind sexyer

Wenn männliche Tungara-Frösche in die Stadt einwandern, quaken sie auffälliger und vielschichtiger. Leider ist es in der Stadt sehr laut - denn ihre potenziellen Partnerinnen wären von den neuen Tönen begeistert.

Städte haben oft nicht viel gemein mit den ursprünglichen Lebensräumen vieler Arten. Sie sind grau, hell und laut. Tiere, die schon länger zwischen Häusern leben, sehen daher oft anders aus als ihre Artgenossen vom Land. Ihr Verhalten ändert sich und häufig klingen sie anders. Viele Vögel in der Stadt singen z.B. heute höher und lauter, um den Lärm zu übertönen. Auch manche Frösche quaken in der Stadt anders als im Wald, so wie der in einer aktuellen Studie untersuchte Tungara-Frosch, der eigentlich in den Wäldern Panamas heimisch ist, aber immer weiter in städtische Gebiete vordringt.

Die Studie

„Adaptive changes in sexual signalling in response to urbanization“, Nature Ecology & Evolution, 10.12.2018

In der Nacht sammeln sich die Männchen dieser Art in Gruppen und locken mit dem Quaken Weibchen an: Je variantenreicher die Töne, umso begehrter ist ein Tier beim anderen Geschlecht. Was bei der Partnersuche ein Vorteil ist, kann in der wilden Natur aber auch das Leben gefährden, denn unter den Zuhörern befinden sich mitunter Feinde wie Fledermäuse und Mücken, für die der auffällig quakende Frosch ebenfalls besser hörbar ist.

Auffälliges Quaken

In urbanen Lebensräumer wird das Quaken generell häufiger und komplexer - das zeigen die Aufzeichnungen, die aus elf städtischen sowie elf ländlichen Gegenden stammen. Weil es in der Stadt meist laut ist und dort nicht so viele Weibchen, aber auch nur wenige Feinde leben, ist die Resonanz in der Regel trotzdem bescheiden, schreiben die Forscher um Wouter Halfwerk von der Freien Universität Amsterdam.

Hörbeispiele

Stadtfrosch

Landfrosch

Nicht so im Labor, wo die Forscher Aufnahmen beider Varianten abspielten: Dort hatten die Stadtfrösche einen klaren Vorteil. Drei Viertel der Weibchen wurden vom städtischen „Gequacke“ mehr angezogen. Ob die weiblichen Tiere selbst aus der Stadt oder aus dem Wald stammten, spielte dabei keine Rolle. Die Forscher vermuten, dass sich die städtische Kommunikation aus zweierlei Gründen angepasst hat: Einerseits gebe es weniger Gefahren durch andere Tiere, aber die Konkurrenz um die wenigen Weibchen sei umso größer.

In einem abschließenden Experiment wollten die Forscher feststellen, ob die Tiere ihr Quaken auch unmittelbar an die jeweilige Umgebung anpassen können. Also vertauschten sie kurzerhand Stadt- und Landfrösche. Auch hier waren die Stadtbewohner im Vorteil. Denn im Wald klangen sie wieder genauso wie ihre ländlichen Artgenossen. Letzere hingegen waren in der Stadt verloren. Sie klangen wie immer. Wie die Forscher schreiben, sind Landfrösche dafür meist wachsamer und größer.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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