Katzendroge: Schlüssel zu Krebstherapie?

So manche Katze berauscht sich gerne an Katzenminze. Forscher haben nun untersucht, wie die Pflanze den dafür verantwortlichen Stoff produziert - das könnte bei der Herstellung von Krebsmedikamenten hilfreich sein.

Wer eine Katze zu Hause hat, kennt das Phänomen vielleicht: Der Duft von Katzenminze zieht die Tiere magisch an und versetzt sie mitunter in Ekstase. Der Grund dafür ist aber keine Magie, sondern eine Substanz namens Nepetalacton. Biochemiker des britischen John Innes Centre haben nun untersucht, wie die Katzenminze diesen Stoff produziert. Laut der in der Fachzeitschrift “Nature Chemical Biology“ publizierten Studie passiert dies auf ungewöhnliche Weise.

Katzenminze

AP Photo/Peter M. FredinPF

Denn normalerweise würden Terpene - jene Pflanzenstoffe, zu denen das Nepetalacton gehört - von einem einzelnen Enzym gebildet. Wie die Studie zeigt, produziert die Katzenminze ihre Substanz dagegen in einem zweiteiligen Prozess - der laut Angaben der Forscher nun zum ersten Mal beobachtet wurde.

Lernen von Pflanzen

Den Vorgang nachbauen zu können, mit dem Pflanzen Wirkstoffe wie Nepetalacton bilden, wäre für die Medizin ein Fortschritt: „Die chemischen Prozesse der Katzenminze sind ungewöhnlich und einzigartig. Sie könnten uns helfen, Präparate für die Behandlung von Krankheiten wie Krebs herzustellen“, so Studienautor Benjamin Lichman in einer Aussendung.

Die Biochemiker vermuten, dass ähnliche Prozesse ablaufen, wenn andere Pflanzen etwa die Wirkstoffe Vincristin und Vinblastin bilden, die in der Chemotherapie eingesetzt werden. Sie hoffen, solche pflanzlichen Wirkstoffe in Zukunft synthetisch herstellen zu können, was schneller und effizienter ist, als sie aus Pflanzen wie der Rosafarbenen Catharante zu gewinnen.

Und nicht nur für die Medizin könnte die Studie zur Katzenminze interessant sein: „Nepetalactone haben auch Potenzial für die Landwirtschaft, denn sie beeinflussen die Interaktion zwischen Pflanzen und Insekten“, so Projektleiterin Sarah O-Connor in der Aussendung.

Julia Geistberger, science.ORF.at

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