Barrierefrei in die Wissenschaft

Mit einem Stipendium können Nachwuchsforscher mit körperlichen Beeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen an der Universität Innsbruck eine Karriere in der Wissenschaft machen. Das Programm wurde nun mit dem Diversitätsmanagementpreis ausgezeichnet.

Gleiche Chance für alle - diesem Leitspruch folgen immer mehr Unis, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen in Österreich und sorgen so für mehr Vielfalt im Wissenschaftsbetrieb. Zu ihnen zählt auch die Universität Innsbruck. Waren 2012 neun Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung beschäftigt, sind es aktuell 17 Personen.

Vier von ihnen (zwei Frauen und zwei Männer) arbeiten aktuell an ihrer Dissertation in den Rechtswissenschaften und Bildungswissenschaften. Unterstützt werden sie mit dem 2014 eingeführten PhD-Karriereförderprogramm. „Das Programm richtet sich an Absolventinnen und Absolventen eines Master- oder Diplomstudiums an der Universität Innsbruck. Die meisten haben sich bereits als Jungwissenschaftler an den Instituten eingearbeitet und können hier ihre Forschungen fortführen", erklärt die Personalentwicklerin der Universität Innsbruck, Alexandra Brunner-Schwaiger.

Ö1-Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag in „Wissen aktuell“ am 12.12. um 13:55 Uhr.

Die Jury

Surur Abdul-Hussain (ÖVS); Martin Bernhofer, Ö1 Wissenschaft; Andrea Bührmann, Institut für Diversitätsforschung; Roland Engel, Austrian Society for Diversity; Bettina Schmidt, Internationale Gesellschaft für Diversity Management, Deutschland; Roberta Schaller-Steidl, BMWFW, Gleichstellung und Diversitätsmanagement.

Mehr Zeit möglich

Unabhängig von ihrer Seh-, Hör- oder Mobilitätsbeeinträchtigungen sind die Stipendiaten normal in den Wissenschaftsbetrieb eingegliedert - halten Lehrveranstaltungen ab, forschen, publizieren und tauschen sich auf internationalen Konferenzen aus. Um ihnen mehr Zeit zu geben, haben die Doktoratsstipendiaten die Möglichkeit, das Doktorat in vier anstatt in drei Jahren abzuschließen. „Die Empfängerin oder Empfänger des Stipendiums erhält einen befristeten Arbeitsvertrag als wissenschaftliche Mitarbeitende mit einem Beschäftigungsausmaß von 75 Prozent auf drei Jahre oder 50 Prozent Beschäftigungsausmaß auf vier Jahre.“

Das Konzept hat die sechsköpfige internationale Jury des „Diversitas“-Diversitätsmanagementpreises überzeugt. In dieser saß auch der Leiter der Ö1-Abteilung für Wissenschaft, Bildung und Gesellschaft. In der offiziellen Jury-Begründung heißt es: „Davon profitieren alle, da neue Wege im Wissenschaftsbetrieb abseits des professionalisierten Normenbildes eines Wissenschaftlers/(einer Wissenschaftlerin) aufgezeigt werden. Dieses voneinander Lernen kann ein guter Ausgangspunkt für eine nachhaltige Organisationskulturveränderung sein.“

Der Personalentwicklerin Brunner-Schwaiger zufolge wird im Dachverband der österreichischen Universitäten gerade daran gearbeitet, ein ähnliches Stipendienprogramm österreichweit einzuführen.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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