Rätsel um verschwundene Planeten gelöst

Warum gibt es in der Nähe von Sternen keine mittelgroßen Planeten? Für diesen seltsamen Befund hatten Astronomen lange keine Erklärung. Jetzt sind sie auf eine - im Wortsinn - heiße Spur gestoßen.

Man stelle sich vor, Fischer würden nur große und kleine Fische aus dem Meer holen, aber mittelgroße gingen ihnen nie ins Netz - sie kämen wohl früher oder später ins Grübeln. Genau so erging es den Astronomen in den letzten Jahren, sagte Vincent Bourrier von der Universität Genf.

Planet schrumpft

Er und sein Team machten eine Entdeckung, die die Absenz mittelgroßer Planeten nahe ihres Zentralsterns erklären könnte: Es handelt sich um den Planeten GJ 3470b, der in 3,7 Millionen Kilometer Entfernung um seine Sonne kreist. In kosmologischen Begriffen ist das fast schon Tuchfühlung, zum Vergleich: Der Abstand von Erde und Sonne beträgt 150 Millionen Kilometer.

Künstlerische Darstellung: Planet GJ 3470b

NASA, ESA, and D. Player (STScI)

Verliert an Substanz: Planet GJ 3470b vor seiner Sonne

Wie die Forscher im Fachblatt „Astonomy & Astrophysics“ schreiben, dampft es an der Oberfläche von GJ 3470b offenbar gewaltig: Der Wasserstoff entweicht aus der Atmosphäre in den Weltraum. „Das ist das erste Mal, dass ein Planet beobachtet wurde, der seine Atmosphäre so schnell verliert, dass dies seine Evolution beeinflussen kann“, sagte Bourrier. Auf diese Weise könnte GJ 3470b bereits mehr als ein Drittel seiner Masse verloren haben.

Fazit der Studie: Wenn ein mittelgroßer Planet seiner Sonne zu nahe kommt, schrumpft er - und verwandelt sich früher oder später in einen kleinen. Im Extremfall könnte er sogar komplett erodieren, bis nur noch der Kern aus Gestein übrig bleibt. Ob das stimmt, sollen nun Messungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop zeigen.

science.ORF.at

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