Japan vor Austritt aus Walfangkommission

Japan will aus Frust über das bestehende Walfangmoratorium angeblich aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) austreten. Eine entsprechende Entscheidung will die Regierung bis Jahresende bekanntgeben.

Dies berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag unter Berufung auf nicht genannte Kreise. Ein Sprecher des Fischereiministeriums erklärte dazu auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, es sei noch nichts entschieden. Japan hatte schon zuvor gedroht, notfalls aus der IWC auszutreten.

Nach Ablehnung von kommerziellem Walfang

„Wir prüfen ernsthaft jede Option“, hatte Hideki Moronuki, zuständiger Beamter im Fischereiministerium, erst Ende September erklärt. Seine Regierung hatte kurz zuvor bei der IWC-Tagung im brasilianischen Florianópolis einen Antrag auf Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs gestellt. Die IWC wies den Antrag jedoch ab.

Aus Sicht Tokios haben „fundamentale Differenzen“ unter den Mitgliedsländern die IWC in eine Sackgasse geführt. Das Gremium müsse reformiert werden, doch sei Japan damit bisher stets gescheitert, so Moronuki. Japan habe nicht die Absicht, endlos über eine Reform zu diskutieren, wenn dabei am Ende doch wieder nichts herauskomme.

Jagd in Antarktis unwahrscheinlich

Laut Kyodo plant Tokio nun, nächstes Jahr aus der Kommission auszutreten, um die kommerzielle Jagd auf die Meeressäuger wieder aufzunehmen. Angeblich wolle man jedoch nur in den eigenen Küstengewässern sowie in Japans Wirtschaftszone auf Walfang gehen. Eine Jagd in der Antarktis sei dagegen selbst nach Austritt aus der IWC unwahrscheinlich, heißt es in dem unbestätigten Bericht.

Japan argumentiert seit Längerem damit, dass sich die Bestände einzelner Walarten wie der Zwergwale wieder deutlich erholt hätten. Ein „nachhaltiger“ Walfang sei deshalb nach 32 Jahren Fangmoratorium wieder möglich. Dies sei schließlich auch die ursprüngliche Aufgabe der Walfangkommission: Die Erhaltung der Walbestände sowie die nachhaltige Nutzung der Walressourcen sicherzustellen, argumentierte Moronuki.

Trotz des seit 1986 geltenden Walfang-Moratoriums erlegt Japan jedes Jahr zahlreiche Tiere, offiziell zu „wissenschaftlichen Zwecken“. Das ist formal auch erlaubt. Kritiker werfen Japan jedoch schon seit Langem vor, die Forschung als Deckmantel zu benutzen, um den kommerziellen Walfang durch die Hintertür wieder einzuführen. Tokio argumentiert stets, es würden keine bedrohten Arten gejagt.

science.ORF.at/dpa

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