Roboter spielt „Jingle Bells“ auf Klavier

Die menschliche Hand künstlich nachzubauen ist eine der schwierigsten Aufgaben der Robotik. Britische Forscher haben nun eine Roboterhand angefertigt, die Klavier spielen kann – jahreszeitgemäß auch „Jingle Bells“.

Es ist zwar nicht die beste Version des Weihnachtsklassikers, die man dieser Tage zu hören bekommt. Was die Roboterhand eines Teams um Josephine Hughes von der Universität Cambridge auf den Tasten des Klaviers zustande bringt, zeigt aber wie komplex die Bewegungen im Normalfall ablaufen.

Die britischen Forscher haben die Roboterhand per 3-D-Drucker ausgedruckt, sie besteht aus Knochen und Bändern, nicht aber aus Muskeln. Im Gegensatz zu Roboterhänden anderer Forschergruppen kann sie die Finger nicht einzeln bewegen, sondern spielt sozusagen als Ganze.

Die Idee dahinter: „Hände haben in sich eine Intelligenz“, sagt Josephine Hughes. Beim Klavierspielen kommt ein Teil der Bewegung aus der Gestalt der Hand selbst, und nicht nur der Finger. Die Bewegung der Roboterhand entsteht deshalb einzig durch das Handgelenk, und schon damit kann sie dem Klavier verschiedene Klangstile entlocken – und etwa ein Glissando erzeugen, also ein kontinuierliches Gleiten über die Tasten, wie im dritten Tonbeispiel unten zu sehen ist.

Hauptziel der Forschungsarbeit ist es, die in bestimmten Körperteilen „verkörperte Intelligenz“ besser zu verstehen. „Unser Körper besteht aus smarten mechanischen Teilen wie Knochen oder Bändern, die uns intelligent verhalten lassen, auch ohne aktive Kontrolle durch das Gehirn“, sagt der Studienleiter Fumiya Iida von der Universität Cambridge. Mit der Roboterhand könne man das Design menschenähnlicher Hände unabhängig von ihrer Kontrolle besser untersuchen.

Die in der Fachzeitschrift „Science Robotics“ veröffentlichten Ergebnisse könnten dazu beitragen, „natürlichere“ und energiesparendere Roboter zu entwickeln.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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