Erbgutstudien sind wenig repräsentativ
Ein Team um die Soziologin Melinda Mills von der Universität Oxford ruft deshalb zu mehr Diversität in der Erbgutforschung auf. Andernfalls seien deren Ergebnisse nur beschränkt verallgemeinerbar, schreiben die Forscher in einer Studie, die soeben in der Fachzeitschrift „Communication Biology“ erschienen ist.
72 Prozent stammen aus UK, USA und Island
Darin haben sie die knapp 4.000 genomweiten Assoziationsstudien untersucht, die es bisher gibt und die in einem Online-Katalog öffentlich zugänglich sind. Diese Studien suchen nach Zusammenhängen von genetischen Variationen und Merkmalen eines Organismus – etwa von Krankheiten. Damit sind bereits zahlreiche Risikogene entdeckt worden, so z.B. für Diabetes, Alzheimer und eine Reihe von psychiatrischen Erkrankungen.
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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 7.1., 13:55 Uhr.
Die Anzahl der Studien ist in den vergangenen Jahren zwar stark gewachsen, die ethnische und sozioökonomische Zusammensetzung ihrer Teilnehmer und Teilnehmerinnen aber nicht. 72 Prozent stammen aus nur drei Ländern: aus Großbritannien (40 Prozent), den USA (19 Prozent) und Island (zwölf Prozent). Doch sind laut Mills und ihren Kolleginnen nicht nur Menschen europäischer Abstammung deutlich überrepräsentiert, sondern auch Ältere, Frauen sowie Personen mit höherem Einkommen und generell besserer Gesundheit.
70 Prozent der Hauptautoren sind Männer
Krankheiten entstehen im Wechselspiel von Veranlagung und Umweltbedingungen, betont Mills, „und doch stammen die meisten Studien von Bevölkerungsgruppen, die sehr ähnlich sind, mit nur sehr wenig unterschiedlichem Lebensumfeld.“ Ähnliches treffe auch auf die Autoren der Studien zu: Laut der Analyse sind 70 Prozent der Hauptautoren Männer, und es gibt überproportional wichtige „Forschungsknotenpunkte“, um die sich viele Studien sammeln.
Mills und ihren Kollegen machen deshalb zehn Vorschläge, wie die Diversität in der Erbgutforschung erhöht werden könnte, neben der Einbeziehung verschiedener ethnischer Gruppen in die Studien-Samples etwa auch mehr Vorsicht bei der Verallgemeinerung der Studienresultate.
Lukas Wieselberg, science.ORF.at