Forscher machen Affen krank - und klonen sie

Vor einem Jahr haben chinesische Forscher erstmals Affen geklont. Nun sind sie noch einen Schritt weiter gegangen: Diesmal klonten sie Affen, die sie zuvor gentechnisch krank gemacht hatten.

Auf diese Weise wollen sie Modellorganismen erzeugen, mit denen man menschliche Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Demenz besser erforschen kann.

Cover des "National Science Review", in dem die beiden Studien erschienen sind

Science China Press

Cover des „National Science Review“, in dem die beiden Studien erschienen sind

Dolly-Methode mit Genschere kombiniert

Groß war das Aufsehen vor fast genau einem Jahr, als ein Team um Qiang Sun von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai davon berichtete, erstmals Affen geklont zu haben. 22 Jahre nach der Geburt von Dolly hatten die Forscher eine ähnliche Methode verwendet wie beim historischen Klonschaf.

Sie pflanzten Zellkerne von Makaken samt Erbgut in zuvor entkernte Eizellen ein. Die Eizellen wurden dann Makaken-Weibchen eingesetzt, die die Klone austragen sollten. In der Mehrheit aller Versuche ging das schief, nachdem aber die zwei Klonäffchen Zhong Zhong und Hua Hua geboren worden waren, konnten die chinesischen Forscher über ihren Erfolg in der Fachzeitschrift „Cell“ berichten.

Ein Jahr danach haben sie nun die „Methode Dolly“ mit der Genschere Crispr/Cas - dem gentechnischen Durchbruch der letzten Jahre – kombiniert. Mit der Genschere lässt sich DNA gezielt schneiden und verändern. Genau das haben die chinesischen Forscher nun in einer ersten Studie gemacht. Sie veränderten dabei das Gen BMAL1 so, dass es den Biorhythmus der Affen durcheinanderbrachte. Die derart manipulierten Tiere schlafen schlechter, sind ängstlicher und neigen eher zu Verhaltensweisen, die Depression und Schizophrenie ähneln. In einer zweiten Studie haben sie die absichtlich krank gemachten Makaken geklont. Fünf von ihnen sind auf die Welt gekommen, wie auf dem Film unten zu sehen ist.

Keine Angst vor Ethikdebatte

Mit der Verbindung der beiden Methoden wollen die chinesischen Forscher maßgeschneiderte Modelltiere für die Untersuchung menschlicher Erbkrankheiten herstellen. „Dazu gehören Krankheiten des Gehirns, des Immunsystems, des Stoffwechsels und auch Krebs“, so Qiang Sun in einer Aussendung.

Schon nach Bekanntgabe des Affenklonens im Vorjahr war eine ethische Debatte gefolgt – zum einen, weil die Technik prinzipiell auch bei Menschen angewendet werden könnte, zum anderen, weil das Verhältnis von Tierleid zu möglichem therapeutischen Fortschritt umstritten ist. Zumindest auf letzteres geben die chinesischen Forscher bereits prophylaktisch eine Antwort. „Mit dieser Forschungsrichtung tragen wir dazu bei, die Anzahl von Makaken in der biomedizinischen Forschung zu verringern“, sagt Mu-Ming Poo, Neurowissenschaftler und Ko-Autor beider Studien. „Ohne genetische Störungen im Hintergrund ist eine viel kleinere Zahl an Affen mit bestimmten kranken Eigenschaften für präklinische Studien nötig.“

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

Mehr zu dem Thema: