Doppelschlag gegen Leukämiezellen

Viele neue Medikamente fügen Krebszellen Schwachstellen zu, können sie aber nicht ganz besiegen. Wiener Forscher haben nun bei Blutkrebs Ziele für einen zweiten „Angreifer“ gefunden, mit dem er komplett zu Fall gebracht werden kann.

Um solche Schwachstellen zu identifizieren, untersuchte ein Team um Christoph Bock vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), welche Veränderungen der Wirkstoff Ibrutinib in der Genregulation in Krebszellen von Patienten mit „chronischer lymphatischer Leukämie“ (CLL) hervorruft. Der Wirkstoff stoppt das unkontrollierte Wachstum der Immunzellen und ermöglicht selbst Hochrisikopatienten ein langes Überleben. Sie müssen es aber täglich einnehmen und schwere Nebenwirkungen wie Fieber, Schmerzen und ständige Müdigkeit erleiden.

Die Forscher testen an Blutproben von Patienten, die gerade mit Ibrutinib behandelt wurden, ob es Medikamente gibt, die speziell die geschwächten Leukämiezellen abtöten. Solche gab es, und zwar waren dies Hemmstoffe für verschiedene Signalgeber der Krebszellen, die ihnen ungebremstes Wachstum ermöglichen. Mit solchen Medikamenten-Kombinationen könne man die Leukämie in Zukunft vielleicht so hart treffen, dass die Behandlung nach einiger Zeit ohne negative Auswirkungen abgesetzt werden kann, berichten die Forscher im Fachjournal „Nature Chemical Biology“.

Auch bei akuter lymphatischer Leukämie

Auch bei der „akuten lymphatischen Leukämie“ (ALL) konnten Wiener Forscher in einer aktuellen, im Fachjournal „Leukemia“ veröffentlichten Studie ein Angriffsziel für Therapien besser charakterisieren. Ein Team um Veronika Sexl vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien fand heraus, dass von einem Genschalter-Zwillingspaar nur ein Zwilling die Krebskrankheit maßgeblich vorantreibt.

In früheren Arbeiten zeigte Sexl, dass ein Eiweißstoff namens „Stat5“ essenziell für die Entstehung dieser Leukämieform ist. Entfernt man ihn, stirbt die Tumorzelle. Es gibt aber zwei Vorlagen dafür, nämlich „Stat5a“ und „Stat5b“. Sie gleichen einander zu mehr als 90 Prozent, aber nur der nach Vorlage b gebildete Bruder hat eine Schlüsselrolle in der Krebsentstehung inne, so die Forscher.

science.ORF.at/APA

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