Keine Strategie für Privatunis

Österreich bekommt die 14. Privatuni: Die Bertha-von-Suttner-Privatuniversität in St. Pölten wird sich auf Psychotherapie und Humanwissenschaften konzentrieren. In Österreich boomen die privaten Hochschulen - Strategie gibt es allerdings keine, kritisiert der Wissenschaftsrat.

Die österreichischen Privatuniversitäten konnten sich in den letzten Jahren über ein stattliches Wachstum freuen: Die Zahl der Studierenden ist in den letzten drei Jahren von 8.000 auf 11.000 gestiegen, im Vergleich etwa zur gleich großen Schweiz gibt es in Österreich sehr viele private Universitäten.

Ö1 Sendungshinweis:

Über das Thema berichtet auch das Mittagsjournal am 31.1.2019.

Der österreichische Wissenschaftsrat berät das Wissenschaftsministerium in Sachen Hochschulen, sein Vorsitzender Antonio Loprieno sieht einen Grund für den Boom im enger werdenden Zugang zu den öffentlichen Universitäten: „Da tut sich eine Marktlücke auf, die die Privatuniversitäten durchaus zu ihrem Nutzen besetzen.“

„Privat“ heißt nicht „ohne Steuergeld“

Besonders gut an den 14 Privatuniversitäten vertreten sind deshalb Fächer mit Aufnahmeprüfungen an öffentlichen Unis wie Medizin, Psychologie, Wirtschaft und Kunst. Die Gebühren sind höchst unterschiedlich, die Bandbreite reicht von 363 bis 14.000 Euro pro Semester.

Moderne Campusgebäude mit Grünflächen und Bäumen

Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften

Campus der Karl Landsteiner Privatuniversität - eine der 14 privaten Hochschulen des Landes

Das liegt auch an der Finanzierung, denn „privat“ bedeutet in Österreich nur, dass der Bund kein Geld zuschießen darf. Bundesländer und Städte hingegen greifen für „ihre“ Privatuni teils tief in die Tasche. Genau das kritisiert der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Antonio Loprieno: „Wir stellen eine einigermaßen unkoordinierte Entwicklung von Privatuniversitäten fest. Sie mögen eine lokale Rechtfertigung haben, aber auf nationaler Ebene bedarf es einer zusätzlichen Reflexion.“

„Zusammenkommen und koordinieren“

Aus Sicht der Studierenden bieten Privatuniversitäten einen entscheidenden Vorteil: bessere Betreuungsverhältnisse und dadurch mehr Studienabschlüsse. Dem Vorwurf, man könne sich einen akademischen Grad kaufen, hält der Wissenschaftsrat umfangreiche Vorgaben zur Qualitätssicherung entgegen.

Befragt zur weiteren Entwicklung, hat der Wissenschaftsrat zwei Wünsche: Statt Privatuniversität sollte man den Namen Privathochschule einführen und damit eine private Bildungseinrichtung ohne Forschung bezeichnen. Dadurch könne man auch die Marke Universität als Einheit von Forschung und Lehre besser schützen. Und Antonio Loprieno appelliert an Bund und Bundesländer, „dass sie einmal zusammenkommen und sich überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, diesen an sich guten Markt zwischen öffentlichen und privaten Universitäten mehr zu koordinieren.“

Im Wissenschaftsministerium sagt man auf Anfrage von Ö1, dass heuer an einer Novelle des Privatuniversitätengesetzes gearbeitet wird. Dabei würden auch die Bundesländer zu einer besseren Abstimmung zwischen öffentlichen und privaten Unis eingeladen.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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