Pflanzen helfen gegen Blasenentzündung

Etwa jede siebente Frau in Österreich ist einmal pro Jahr von einer Blasenentzündung betroffen. Behandelt werden sie oft mit Antibiotika. Die wären nicht immer notwendig: Denn bestimmte pflanzliche Präparate wirken mitunter genauso gut.

Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckelwurzel - diese Pflanzenkombination wirkt unter anderem krampflösend, entzündungshemmend, antibakteriell, schmerzstillend und verhindert, dass Bakterien sich an die Schleimhaut heften können. Das geht aus früheren Studien im Reagenzglas sowie aus Tierversuchen hervor, sagt der Urologe und Studienautor Kurt Naber. „Wir haben hier also alle Kombinationen einer symptomatischen Therapie und zusätzlich noch eine antiadhäsive Wirkung.“

Bisher war aber unklar, ob diese Pflanzen auch tatsächlich bei einer Harnwegsinfektion wirken und ob sie womöglich sogar genauso gut wirken wie herkömmliche Antibiotika, mit denen unkomplizierte Harnwegsinfektionen üblicherweise behandelt werden. Um das zu überprüfen, haben deutsche Forscher rund 650 Frauen mit Blasenentzündung im Alter zwischen 18 und 70 entweder mit dem Antibiotikum Fosfomycin behandelt oder mit Tabletten, die Extrakte aus Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckelwurzel enthielten.

Frau schneidet Rosmarinast ab

APA/GEORG HOCHMUTH

Rosmarin: schmackhaft und medizinisch wirksam

Gemessen wurde dabei, wie schnell die Symptome verschwinden. Also wann etwa der starke Harndrang und die Schmerzen weniger wurden oder das Blut im Urin verschwand. „Dafür haben wir einen validierten Fragebogen verwendet, und dann gesehen, dass die Verschwindensrate ungefähr gleich ist - und am siebten Tage sind beide absolut gleich“, erläutert Naber.

85 Prozent der Fälle ohne Antibiotika

Die Studienautoren schließen daraus, dass Patientinnen keinen Nachteil haben, wenn sie bei einer Blasenentzündung ein Pflanzenpräparat statt einem Antibiotikum zu sich nehmen. Vielmehr sieht er darin die Chance, den Antibiotikaverbrauch zu senken und damit auch dem wachsenden Problem von antibiotikaresistenten Keimen etwas entgegensetzen zu können. „Man weiß, dass der Antibiotikaverbrauch und der Anstieg von Resistenz parallel gehen - da wird man also versuchen, überall Antibiotika einzusparen, wo es möglich ist.“

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In manchen Fällen ist dennoch ein Antibiotikum notwendig. Auch in der Studie brauchten 16 Prozent der Patientinnen dennoch ein Antibiotikum. „Dieses Ergebnis zeigt, dass wir rund 85 Prozent Antibiotika einsparen können, wenn wir eine solche Therapie machen“, so das Fazit des Urologen.

Geht es nach Naber, könnten in Zukunft auch Apothekerinnen und Apotheker einschätzen, ob mit einer Phytotherapie begonnen werden kann, oder ob ein Arzt aufzusuchen ist. „Wir haben diesen validierten Fragebogen deshalb entwickelt, damit auch ein Pharmazeut in der Apotheke mit 90-prozentiger Sensitivität und mit 90-prozentiger Spezifität eine akute unkomplizierte Zystitis bei der Frau diagnostizieren könnte. In diesem besteht dann kein Grund, warum nicht auch der Apotheker in dem Fall beraten könnte.“

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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