„Marsmaulwurf“ beginnt zu graben

Zweieinhalb Monate nach Landung der NASA-Sonde „InSight“ auf dem Mars beginnt nun ein spektakuläres Experiment: Ein „Maulwurf“ soll bis zu fünf Meter unter die Oberfläche des Roten Planeten graben.

Dazu wird sich das am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte Gerät HP3 in kleinen Schritten in die Tiefe vorarbeiten. Es nutzt dabei einen vollautomatischen, elektrisch angetriebenen Hammerschlagmechanismus und zieht ein mit Messsensorik ausgestattetes Flachkabel hinter sich in den Marsboden.

HP3 soll so Temperatur und Wärmeleitfähigkeit des Untergrundmaterials messen. Die Daten sollen zu einem besseren Verständnis der Entstehung und Entwicklung erdähnlicher Körper beitragen.

HP3 auf dem Marsboden

NASA/JPL Caltech

HP3 auf dem Marsboden

Steht neben der Marssonde

Das stationäre geophysikalische Observatorium „InSight“ hatte am 26. November nach einer fast siebenmonatigen Reise durch den Weltraum planmäßig auf dem Mars aufgesetzt. Im Rahmen der NASA-Mission sollen in den kommenden beiden Jahren Entwicklung, Struktur und physikalische Eigenschaften von Kruste, Mantel und Kern unseres Nachbarplaneten erforscht werden.

Nach dem Absetzen des „Insight“-Landers steht HP3 nun laut DLR stabil rund eineinhalb Meter von der Muttersonde entfernt - senkrecht auf flachem Grund. Nun hofften die Forscher, dass dem Maulwurf „kein größerer Stein auf seinem Weg in den Untergrund in die Quere kommt“, betonte der leitende Wissenschafter des HP3-Experiments, Tilman Spohn vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin.

Besseres Verständnis der Plantenentwicklung

Vor dem Marsmaulwurf hatte die „InSight“-Muttersonde bereits das Marsbeben-Observatorium Seis (Seismic Experiment for Interior Structure) ausgesetzt, das unter Federführung der französischen Raumfahrtagentur Cnes gebaut wurde. Neben Seis und HP3 zählt zu der „InSight“-Mission auch das US-Experiment Rise (Rotation and Interior Structure Experiment), das Schwankungen der Polachse des Mars aufzeichnen wird.

Während das Seis-Seismometer und die Beobachtung der Schwankungen der Rotationsachse den Aufbau des Mars erhellen sollen, dürften die geplanten Wärmestrommessungen durch HP3 Erkenntnisse über die Entwicklung des Planeten liefern. Denn laut DLR dürfte die geologische Entwicklung eines Planeten große Bedeutung für seine Lebensfreundlichkeit bis hin zu den Ereignissen besitzen, die das Leben überhaupt entstehen lassen.

Der "Marsmaulwurf" im Überblick

DLR (CC-BY 3.0)

Der „Marsmaulwurf“ im Überblick

Keine Plattentektonik

Auf der Erde bildeten sich im Laufe der Entwicklung Kontinente und Ozeane, die sich tektonisch verschieben und verändern. Die Flachmeere der Kontinente oder die Vulkanketten in den Ozeanen könnten Orte der Entstehung von Leben gewesen sein. Dem Mars fehlen diese tektonischen Elemente - einerseits vermutlich, weil er kleiner ist, andererseits, weil er nicht genügend Wasser hat, um den Prozess der Plattentektonik über einen längeren Zeitraum oder dauerhaft zu „schmieren“.

Allerdings hatte der frühe Mars mehr Wasser und Eis als heute und war durchaus zumindest zeitweise lebensfreundlich, wie das DLR hervorhob. Zum Verständnis dieser komplexen Zusammenhänge sollen nun die Messungen von „InSight“ beitragen.

science.ORF.at/AFP

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