Bienentanz verliert an Bedeutung

Bienen teilen ihren Artgenossinnen durch einen speziellen „Schwänzeltanz“ mit, wo sie Nahrung entdeckt haben. Ein Studie zeigt: Diese „Sprache“ scheint an Nutzen zu verlieren. Umweltveränderungen durch den Mensch könnten die Ursache sein.

Die Landschaft hat sich stark verändert in den letzten Jahrzehnten. Parallel schwinden die Bienen und andere Insekten. Als einer der Hauptgründe wird die intensive Landwirtschaft vermutet. Forscher der Universität Lausanne berichten nun von einem weiteren Effekt, den die vom Menschen geprägte Landschaft auf Bienen haben könnte: die Kommunikation von Nahrungsquellen durch spezielle vibrierende Tanzbewegungen, den Schwänzeltanz, wird weniger wichtig.

Das schließt das Team um Robbie I’Anson Price von der Uni Lausanne und Christoph Grüter von der Uni Mainz anhand von Experimenten mit mehreren Bienenvölkern. In einer vom Mensch geprägten Umgebung schlugen sich solche Bienenstaaten besser, die sich kaum auf die Kommunikation per Schwänzeltanz verließen, als solche, die den Kundschafterinnen und ihrem Tanz „zuhörten“.

Ausgetrickste Bienen

Da sie die Kundschafterinnen nicht künstlich davon abhalten konnten, ihren Fund von Nahrungsquellen per Schwänzeltanz zu kommunizieren, eliminierten die Forscher diese Form der Kommunikation mit einem Trick: Sie deckten einen Teil der Bienenstöcke so ab, dass die Bienen bei ihrer Ankunft im Bienenstock den Himmel nicht sehen konnten. Dessen polarisiertes Licht benötigen die Tiere jedoch, um sich zu orientieren und ihren Tanz entsprechend auszurichten, um ihren Artgenossinnen neben der Distanz auch die richtige Himmelsrichtung zu einer Nektarquelle zu kommunizieren.

„Das ist so als würden die Kundschafterinnen in den abgedeckten Bienenstöcken plötzlich Kauderwelsch sprechen“, erklärt I’Anson Price. In diesen Stöcken lernten die Bienen offenbar bald, dass die Tänze keine nützliche Information enthielten. Die Folge war ein Strategiewechsel: Es schwärmten fast ein Viertel mehr Bienen aus, um Nahrung zu sammeln.

Neue Strategie

Mit dieser neuen Strategie waren diese Bienenstöcke deutlich erfolgreicher als jene, die sich nach wie vor auf den Schwänzeltanz verließen. Das Gewicht der Bienenvölker, die lieber vermehrt ausschwärmten als auf die Information per Schwänzeltanz zu warten, lag gegen Ende des Studienzeitraums höher.

Wann sich der Schwänzeltanz lohnt und wann nicht, hängt aber in erster Linie von der Umgebung ab, so die Forscher. Die Bienenstöcke standen auf dem Gelände der Universität Lausanne, wo die Insekten zwar viele Nahrungsquellen von relativ geringer Qualität fanden, aber keine von hoher Qualität. Unter erstere fallen Blüten, die nur während kurzer Zeit und relativ wenig Nektar boten; ein Beispiel für eine hochqualitative Nahrungsquellen wäre ein blühender Baum, den die Bienen über lange Zeit immer wieder anfliegen können.

Auf der Suche nach Qualität

„Ist eine Nahrungsquelle schwer zu finden, aber von hoher Qualität, lohnt sich der Aufwand und Zeitverlust, den die Kommunikation per Schwänzeltanz bedeutet“, erklärt I’Anson Price. Dieser Tanz habe sich im Zuge der Evolution zu einer Zeit entwickelt, da der Mensch die Landschaft noch nicht prägte, und es mehr solcher vereinzelten, hoch-qualitativen Nahrungsquellen gab. Heute finden Bienen jedoch in weiten Landstrichen vermehrt die Situation mit vielen kleineren Nahrungsquellen geringer Qualität. Zwar blühen im Frühling große Rapsfelder, sind sie jedoch verblüht, wird die Nahrungssuche schwieriger.

„Unsere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass der Schwänzeltanz nicht gut an die heutige, vom Menschen geprägte Umwelt angepasst ist“, so der Forscher. Somit verliert diese „Sprache“ der Bienen in dieser eher unwirtlichen Umgebung an Bedeutung.

science.ORF.at/APA/sda

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