Ketogene Diät: Nichts für den Alltag

Kaum Kohlenhydrate, dafür viel Fett: Die ketogene Diät ist bei vielen Hollywood-Stars und auch bei manchen Sportlern beliebt. Doch als dauerhafte Diätform im Alltag ist sie nicht zu empfehlen, wie nun Ernährungsexpertinnen betonen.

Seit den 1970er gibt es die Low Carb Diät bereits – damals bekannt als Atkins Diät, benannt nach ihrem Erfinder, Dr. Atkins. Das Prinzip: so viel essen, wie man möchte, aber nur wenige Kohlenhydrate, dafür viel Fett. Anhänger der Atkins-Diät aßen Eier und Speck zum Frühstück, machten keinen Sport und nahmen trotzdem ab.

Moderne Low Carb Diät

Die ketogene Diät ist sozusagen ein moderner Ableger dieses Prinzips, mit strengen Vorgaben zur Kohlenhydratzufuhr. 20 bis 50 Gramm Kohlenhydrate pro Tag sind bei einer ketogenen Diät erlaubt. Das entspricht etwa zwei Scheiben Brot. Dafür wird bis zu 90 Prozent der Energiezufuhr aus Fett bestritten.

Bei der Behandlung von Krankheiten kann das sinnvoll sein. So senkt die ketogene Diät erwiesenermaßen bei manchen Epilepsieformen die Anfallshäufigkeit. Ihre Wirkung bei anderen schweren Erkrankungen wie Krebs und Multipler Sklerose ist allerdings umstritten.

Ziel: Die Ketose

Und so funktioniert die ketogene Diät: Normalerweise verbrennen wir Energie über Kohlenhydrate, die in Glukose umgewandelt werden. Doch bei einem Mangel stellt der Körper auf Fettstoffwechsel um. Genau das ist der Fall, wenn wir höchstens 50 Gramm Kohlenhydrate zu uns nehmen: Der Körper hat nicht genügend Kohlenhydrate zur Verfügung und geht in den Zustand der Ketose über. Er zieht Fettsäuren für die Produktion von Ketonkörpern heran und gewinnt nun über diese Ketonkörper anstatt über die Glukose Energie. Damit imitiert der Körper den Hungerstoffwechsel, das Hüftgold schmilzt dabei relativ schnell.

Ö1 Sendungshinweise:

“Wie Bio- und Bodyhacker sich selbst optimieren“, Dimensionen, 26.2., 19:05 Uhr sowie ein Beitrag in Wissen aktuell, 26.2., 13:55 Uhr.

Doch gesund sei diese Ernährungsform langfristig nicht, warnt die Ernährungswissenschaftlerin Petra Rust von der Universität Wien: „Ketogene Ernährung kann zum Beispiel Nierensteine begünstigen. Sie ist auf keinen Fall geeignet für Menschen mit Nierenproblemen.“

Langfristig kein Unterschied

Studien zur ketogenen Ernährungsweise haben laut Petra Rust gezeigt, dass man zwar schneller abnimmt, die Keto-Diät aber auf Dauer nicht erfolgreicher ist als andere Diäten wie zum Beispiel eine „Low Fat“ Diät.

Bei der ketogenen Diät geht es auch darum, Insulinspiegelschwankungen zu vermeiden, die beim Verzehr von Kohlenhydraten stattfinden. Denn der Anstieg des Insulinspiegels (Blutzuckerspiegel) verursacht dann ein Hungergefühl. Das passiert bei der ketogenen Diät nicht, weil man fast keine Kohlenhydrate zu sich nimmt. „Allerdings: Wenn ich einfache Kohlenhydrate meide, etwa Zucker und Weißmehl, und stattdessen komplexe Kohlenhydrate esse, etwa Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, dann kann ich auf diese Weise ebenso Hungerattacken vermeiden“, so Petra Rust.

Auf Dauer ungesund

Auf Dauer sei die ketogene Ernährung zu einseitig, kritisiert die Ernährungswissenschaftlerin. Denn auf der „Schwarzen Liste“ stehen auch viele Obstorten und kohlenhydratreiches Gemüse wie zum Beispiel Karotten. „Lebensmittelgruppen wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte tragen ganz wesentlich dazu bei, dass wir optimal mit Vitaminen, Mineralstoffen, aber auch mit Pflanzeninhaltsstoffen versorgt sind“, meint Rust.

Auch einige Leistungssportler propagieren die Keto-Diät. Sehr zum Ärger von Sportwissenschaftler Christoph Triska, von der Universität Wien. „Alle Studien haben gezeigt, dass eine ketogene Diät auf gar keinen Fall leistungssteigernd ist. Was man jetzt herausgefunden hat, ist, dass sie sogar ein bisschen Demenz beschleunigt.“

Wer nichts falsch machen möchte, hält sich daher am ehesten an die Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung. Diese rät zu höchstens 30 Prozent Fett im täglichen Essen und zu 50 Prozent Kohlenhydraten.

Hanna Ronzheimer, Ö1-Wissenschaft

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