Herzinfarkt: Frauen bei Symptomen oft zögerlich

Bei Verdacht auf Herzinfarkt rufen Frauen zwar zügig den Notarzt für ihren Partner - bei eigenen Herzproblemen sind sie eher zögerlich. Das zeigen zwei Studien, die auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Malaga vorgestellt wurden.

Frauen würden trotz Beschwerden oft Verpflichtungen in Haushalt und Familie voranstellen. „Wir hören immer wieder, dass diese Verantwortlichkeiten Frauen davon abhalten, rechtzeitig einen Krankenwagen zu rufen“, sagt Mariusz Gasior vom Polnischen Register für Akute Koronarsyndrome (PL-ACS) laut einer ESC-Mitteilung.

Später Notruf

Wegen eines späten Notrufs würden insbesondere bei jüngeren Frauen Infarkte seltener im empfohlenen Zeitraum behandelt als bei Männern. Den Kardiologen zufolge gebe es auch eine mangelnde Aufklärung über Herzerkrankungen bei Frauen. Die Ergebnisse, die auf dem PL-ACS basieren, wurden mit Blick auf den Weltfrauentag am Freitag vorgestellt, der unter dem Motto „Balance for Better“ dazu aufruft, die Gleichstellung der Geschlechter weltweit zu fördern.

In die Analysen der polnischen Mediziner flossen Werte von 7.582 Patienten mit einer besonders schweren Form von Herzinfarkt ein, bei dem eine Hauptarterie, die das Herz mit Blut versorgt, blockiert ist. Durch eine schnelle Wiederherstellung des Blutflusses kann mehr Herzmuskel gerettet und infolgedessen das Todesrisiko gesenkt werden.

Untypische Symptome

„Frauen werden unter anderem deshalb seltener innerhalb der empfohlenen Zeit behandelt, weil sie länger brauchen, um einen Krankenwagen zu rufen, wenn sie Symptome haben“, so Gasior. Forschungskoordinator Marek Gierlotka ergänzt, dass Frauen eher zu untypischen Symptomen neigen, was dazu führen kann, dass die medizinische Versorgung verzögert wird.

Schmerzen in der Brust und im linken Arm gelten als bekannteste Anzeichen eines Herzinfarkts. Bei Frauen treten aber auch Rücken-, Schulter- oder Bauchschmerzen auf. Dauerten diese mehr als 15 Minuten an, sollte ein Krankenwagen gerufen werden, hieß es.

Allerdings trug den Studien zufolge auch das medizinische Personal zu Verzögerungen bei. „EKG-Ergebnisse für jüngere Frauen wurden seltener an das Herzinfarktzentrum geschickt, was zur Beschleunigung der Behandlung empfohlen wird“, sagt Gasior.

science.ORF.at/APA/dpa

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