Kinder-Massengrab in Peru entdeckt

Forscher haben an der Küste Perus das bisher größte Massengrab Amerikas mit rituell ermordeten Kindern entdeckt. Darin finden sich die Knochenreste von 140 Kindern sowie von über 200 Lamas.

Getötet wurden sie Mitte des 15. Jahrhunderts, als sich die Chimu-Kultur über Teile des heutigen Peru erstreckte – nur wenige Jahrzehnte, bevor sie von den Inka verdrängt wurde.

Knochen aus dem Kindergrab in Peru

John Verano, 2019, CC-BY

Das Grab befindet sich einen Kilometer entfernt von der Chimu-Hauptstadt Chan Chan, nahe der heutigen Stadt Trujillo an der Pazifikküste des Andenstaats. Zwischen 2011 und 2016 entdeckten Forscher hier die Knochen auf einem Gebiet von rund 700 Quadratmetern. Die Zeitschrift „National Geographic“ berichtete darüber schon im Vorjahr, nun lieferten Forscher im Fachjournal „PLOS One“ die wissenschaftliche Studie nach.

Nahezu alle menschlichen Überreste stammen von Kindern, Mädchen und Buben im Alter von fünf bis 14 Jahren. Schnitte im Brustbein und fehlende Rippen lassen darauf schließen, dass ihnen die Brust geöffnet wurde – vermutlich um ihnen das noch schlagende Herz zu entnehmen. Ähnliches trifft auch auf die tierischen Überbleibsel zu, die vermutlich von Lamas stammen, aber auch Alpakas sein könnten.

Knochen aus dem Kindergrab in Peru

John Verano, 2019, CC-BY

Vieles spricht dafür, dass die Kinder wie die Tiere rituell geopfert wurden, schreiben die Forscher um Gabriel Prieto von der Nationalen Universität in Trujillo. Über den Knochen lag eine dicke Schlammschicht, in der sich auch Fußspuren von Erwachsenen befanden – und das könnte Hinweise über die Ursachen des Ritus liefern. Die Forscher vermuten, dass die Kinder und Tiere knapp nach heftigen Regenfällen oder Überschwemmungen geopfert wurden – möglicherweise um die Regengötter nach dem Wetterereignis zu besänftigen, das man heutzutage El Nino nennt.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

Mehr zu dem Thema: