Fettleibigkeit betrifft zunehmend ältere Männer

Rund 16 Prozent der Erwachsenen sind in Österreich fettleibig, am häufigsten jene zwischen 55 und 74 Jahren. Zunehmend häufiger betroffen sind Männer ab 75, wie Grazer Forscherinnen berichten.

Franziska Großschädl und Willibald Stronegger von der Medizinischen Universität Graz haben in ihrer Studie die Entwicklung der Fettleibigkeit in den Jahren 1973 bis 2014 durchleuchtet.

Adipositas

Von Fettleibigkeit oder Adipositas spricht man bei einem Body-Mass-Index über 30. Berechnet wird der Wert aus dem Verhältnis des Gewichts einer Person in Kilogramm pro Quadratmeter Körperfläche.

„Durch die Untersuchung der Adipositastrends in verschiedenen Subgruppen konnten Risikogruppen gut identifiziert und dargestellt werden“, so Großschädl vom Institut für Pflegewissenschaft.

Mehr Männer als Frauen betroffen

So habe sich etwa gezeigt, dass die Adipositas in Österreich zwischen 1973 und 1983 vorerst leicht zurückgegangen ist. „Ab 1983 ist ein Anstieg der Fettleibigkeit zu beobachten, wobei der Anstieg zwischen 1991 und 2007 sowohl bei Männern als auch Frauen konstant hoch war“, berichtete die Studienautorin. Während sich in der Folge die Rate der adipösen Frauen stabilisiert hat, ist der Wert bei den Männern nach 2007 weiter angestiegen. „Seit 2014 sind mit 16,8 Prozent erstmals mehr Männer als Frauen in Österreich von Adipositas betroffen“, betonte Großschädl.

Es wird vermutet, dass in der Vergangenheit Public-Health-Strategien zur Gewichtsreduktion und Gesundheitsförderung von Frauen besser angenommen wurden, als von Männern. „Für zukünftige Programme empfehlen wir, für Männer und Frauen zielgerichtet Programme anzubieten“, betonte die Grazer Wissenschaftlerin.

In der jüngsten Auswertung des Grazer Teams gab es in der Altersklasse der 55- bis 74-jährigen Männer und Frauen die meisten Adipösen. 24,1 Prozent der Frauen dieser Altersgruppe und 24,6 Prozent der Männer hatten 2014 starkes Übergewicht. Eine große Zahl von adipösen älteren Menschen werde zu einer Herausforderung für das Gesundheitssystem, da die Fettleibigkeit häufig mit vermehrten Pflegebedarf einhergehe, erklärte Großschädl.

Akademikerinnen am schlanksten

Personen ohne Matura waren in dieser Altersgruppe deutlich stärker davon betroffen, als Personen aus höheren Bildungsgruppen. Schon frühere Untersuchungen hätten berichtet, dass die Fettleibigkeit stark mit dem Bildungsgrad korreliert, wie die Studienautorin beschrieb. In der österreichischen Studie bestätige sich dieser Befund. „Den niedrigsten Anstieg in der Adipositasprävalenz zeigten im gesamten 41-jährigen Beobachtungszeitraum Akademikerinnen“, illustrierte die Grazer Expertin.

Den insgesamt höchsten Anstieg der Adipositasrate bis 2014 verzeichnete die Gruppe der Männer im Alter von 75 Jahren plus und ohne Matura oder akademischem Abschluss. „Damit wir künftig genauere Präventionsmaßnahmen treffen könne, müsste diese Gruppe näher untersucht werden“, wünschte sich Großschädl.

science.ORF.at/APA

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