Gletscher verlieren jährlich 335 Mrd. Tonnen Eis

Schmelzende Gletscher haben den Meeresspiegel zuletzt um durchschnittlich fast einen Millimeter pro Jahr steigen lassen. Nach neuen Schätzungen verlieren sie dabei jährlich rund 335 Milliarden Tonnen Eis.

Seit 1961 beträgt der Nettoverlust der Gletscher weltweit in Summe mehr als 9.000 Milliarden Tonnen Eis. Allein diese Schmelze ließ den Meeresspiegel um 27 Millimeter ansteigen, berichtet ein internationales Forscherteam mit Beteiligung von Innsbrucker Glaziologen im Fachjournal „Nature“.

Franz-Josefs-Land im russischen Teil der Arktis

Copernicus Sentinel data 2017

Franz-Josefs-Land im russischen Teil der Arktis

Daten von 19.000 Gletschern

Die Wissenschafter unter der Leitung von Michael Zemp von der Universität Zürich haben für ihre Studie klassische Beobachtungen der Gletscher mit Satellitenmessungen kombiniert. Den Forschern stand dadurch eine bisher nicht da gewesene Anzahl an Messdaten bis zurück in die 1960er-Jahre zur Verfügung. Sie konnten dafür auch auf die umfassende Datenbank des „World Glacier Monitoring Service“ zurückgreifen, in die hunderte Forscher weltweit ihre Satellitenanalysen einbrachten. „Unsere Ergebnisse basieren somit nicht auf Prognosen oder numerischen Modellierungen“, erklärte Fabien Maussion vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck in einer Aussendung.

Die Forscher konnten so Veränderungen der Eisdicke von mehr als 19.000 Gletschern weltweit rekonstruieren. Die Messungen an den einzelnen Gletschern gaben dabei Auskunft über die jährlichen Schwankungen, während die Satellitendaten es ermöglichten, den gesamten Eisverlust über mehrere Jahre oder Jahrzehnte zu bestimmen.

Die globale Verteilung der Eisverluste der Gletscher

Michael Zemp

Die globale Verteilung der Eisverluste der Gletscher

Beitrag zum Anstieg des Meerespiegels

Die größten Beiträge zum Anstieg des Meeresspiegels leisteten dabei die Gletscher in Alaska, gefolgt von den schmelzenden Patagonischen Eisfeldern und den Gletschern in den arktischen Regionen. Die Gletscher in den europäischen Alpen, im Kaukasus und in Neuseeland verloren ebenso erhebliche Mengen an Eis, beim Anstieg des Meeresspiegels spielten sie aber aufgrund ihrer relativ kleinen Fläche nur eine untergeordnete Rolle.

Global gesehen hat in den vergangenen 30 Jahren der Massenverlust der Gletscher deutlich zugenommen: Derzeit verlieren die Gletscher weltweit 335 Mrd. Tonnen Eis pro Jahr. Diese Schmelze trägt jährlich zu einem Anstieg des Meeresspiegels um knapp einen Millimeter bei. Damit macht das geschmolzene Eis der Gletscher 25 bis 30 Prozent des aktuellen Anstiegs des globalen Meeresspiegels aus.

„Weltweit verlieren wir etwa das Dreifache des in den gesamten europäischen Alpen gespeicherten Eisvolumens - jedes Jahr“, so Zemp. Dieser Eisverlust aller Gletscher entspricht in etwa dem Massenverlust des grönländischen Eisschildes und übersteigt deutlich jenen der Antarktis.

science.ORF.at/APA/dpa

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