Gletscherseen in Tibet bedrohen Menschenleben

Im Himalaja gibt es Tausende Gletscherseen, deren natürliche Dämme schwächer werden. Gründe sind der tauende Dauerfrostboden und zusätzliches Schmelzwasser aus dem „ewigen Eis“ durch den Klimawandel. Jeder sechste davon bedroht menschliche Siedlungen.

Der Schweizer Forscher Simon Allen hat mit Kollegen aus China 1.291 Seen von jeweils mindestens 100.000 Quadratmetern Fläche systematisch daraufhin untersucht, wie wahrscheinlich bei ihnen Ausbrüche sind und wie viele Menschen davon betroffen wären, so der Wissenschaftler von der Universität Zürich bei der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) in Wien. Einige davon haben schon eine Vorgeschichte, wo Gletscherseeausbrüche Menschenleben gefordert und große Schäden verursacht haben.

Die Forscher berücksichtigten bei der Gefahrenabschätzung vor allem die Größe der Seen, die Fläche ihrer Einzugsgebiete, die lokalen Gegebenheiten für Eis- oder Felslawinen und die Steilheit des natürlichen Damms, der das Wasser zurückhält. Die meisten Seen sind zwar sehr entlegen, aber 210 gefährden menschliche Siedlungen.

19 von 20 Seen, die bereits Probleme verursacht haben, werden es wieder tun, erklärt Allen. Die gefährlichsten Gletscherseen orteten die Forscher in der Nyalam-Region. Dort wurden der „Sun-Koshi“-Highway zwischen China und Nepal gebaut und entlang dieses sehr wichtigen Verkehrswegs siedelten sich viele Menschen an. Darüber thront der Cirenmaco-See, der sich laut Forschern als der bedrohlichste aller Gletscherseen Tibets entpuppt hat. In den vergangenen 100 Jahren hat er bereits drei Ausbrüche hinter sich, einer davon passierte 1981 und forderte 200 Menschenleben in Nepal. Der zweitgefährlichste Gletschersee namens „Galongco“ habe hingegen bisher eine „reine Weste“ und wurde demnach kaum als Risiko wahrgenommen. Durch die Forschungsergebnisse sei man nun jedoch gewarnt.

science.ORF.at/APA

Mehr zum Thema: