Worte so wählen, dass Taten folgen

Auch noch so viele Informationen verändern nur selten das Verhalten, wie man etwa an der Klimakrise sieht. Eine Kommunikationsexpertin gibt nun Tipps, wie man Worte und Bilder so wählt, dass Taten folgen.

Hitzesommer, Gletscherschmelze oder Artensterben: Fast tagtäglich wird mittlerweile über die Ursachen und Folgen der Klimaerwärmung berichtet. Dennoch ändern nur wenige Menschen ihr Verhalten, fliegen weniger oder verzichten auf Fleisch. Dass Information alleine nicht ausreicht, wisse man bereits länger, sagt Jasmin Godemann, Professorin für Kommunikation und Beratung in den Agrar-, Ernährungs- und Umweltwissenschaften der Universität Gießen. „Das sieht man auch gut im Bereich Ernährung. Obwohl wir wissen, dass es gesund wäre, mehr Gemüse und Obst zu essen, steigt die Rate der Diabetes- und Herzerkrankungen.“

Nicht schwarz-weiß malen

Die Folgen der Klimaerwärmung sind mittlerweile auch in Mitteleuropa spürbar. Extremwettereignisse nehmen zu, und im Sommer gibt es vermehrt Dürreperioden. Diese konkreten Erfahrungen würden die Kommunikation unterstützen, meint die Forscherin. Wichtig sei es, dass Medien eine Balance finden, also nicht nur Probleme, sondern auch Lösungen aufzeigen. Werden ständig nur Probleme kommuniziert, führt das bei den Rezipientinnen und Rezipienten zu einem Gefühl der Lähmung und Ohnmacht. Zu moralisieren sei ebenso keine gute Strategie.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 11.4., 13:55 Uhr.

Jasmin Godemann war Gast im Rahmen der Konferenz „Global Sustainable Development Goals in a Mediatized World“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien.

„Wenn man sagt: Fleisch essen ist böse, nicht Fleisch essen ist nicht böse, dann stimmt das zwar zu einem gewissen Grad, aber es hilft nicht weiter“, so Jasmin Godemann. Besser sollten Medien versuchen, die Reflexion über das eigene Verhalten anzuregen, indem sie die verschiedenen Handlungsoptionen aufzeigen, die zwischen dem täglichen Fleischkonsum und striktem Veganismus liegen. Auch konkrete Handlungsanweisungen seien nicht empfehlenswert. Zu vielfältig sind die Situationen, in denen es gilt, eine nachhaltige Entscheidung zu treffen. „Besser ist der Versuch, Menschen über die Kommunikation zu befähigen in verschiedenen Situationen die richtige Entscheidung auf Basis von guten Informationen zu treffen.“

Keine traurigen Eisbären auf der Scholle

Die Wissenschaftlerin unterscheidet zwischen der Kommunikation über und für Nachhaltigkeit. „Wenn ich über Nachhaltigkeit spreche, dann kläre ich alle Fakten und relevanten Themen.“ Kommuniziert man hingegen für Nachhaltigkeit, dann versucht man das persönliche Engagement jedes und jeder Einzelnen zu wecken. Der Fokus würde bisher auf der ersten Form der Nachhaltigkeits-Kommunikation liegen, sagt Godemann.

Um Veränderungen anzustoßen, müsse man aber für Nachhaltigkeit kommunizieren. Was Verhaltensänderungen anbelangt, sei natürlich auch die Politik gefragt. Sie müsse die Rahmenbedingungen schaffen, damit man sich individuell überhaupt für Nachhaltigkeit entscheiden kann - es also eine Radinfrastruktur gibt oder im Supermarkt nicht mehr alles in Plastik eingeschweißt ist.

Ein Eisbär, der einsam auf einer Scholle sitzt oder Fotos schwindender Gletscher: Es sind immer recht ähnliche Bilder, mit denen Medienberichte über die Klimaerwärmung illustriert werden. Das Visuelle sei ein wichtiger Bestandteil von Medienberichten, betont Jasmin Godemann. Der Eisbär sei aber nur sehr bedingt ein gutes Symbol für die Klimaerwärmung. „Man weiß nicht, wo das ist und ob dieser Eisbär tatsächlich bedroht ist.“ Da man nur einen kleinen Ausschnitt sieht, könne man nicht einschätzen, ob es sich dabei um eine problematische Situation handelt. Medien sollten daher besser Bilder abdrucken, die die konkreten und lokalen Auswirkungen des Klimawandels zeigen.

Juliane Nagiller, Ö1-Wissenschaft

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