Eine Million Tier- und Pflanzenarten bedroht

Wegen der fortschreitenden Umweltzerstörung sind laut dem Entwurf eines UNO-Berichts bis zu eine Million Tier -und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Viele von ihnen seien „in den kommenden Jahrzehnten“ vom Verschwinden bedroht.

Den Bericht will die Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen (IPBES) bei einer Konferenz vorstellen, die am kommenden Montag in Paris beginnt.

Landwirtschaft, Abholzung, Klimaerwärmung

Der Bericht, der laut Nachrichtenagentur AFP am Dienstag durchgesickert ist, warnt vor einer „unmittelbar bevorstehenden extremen Beschleunigung“ des weltweiten Artensterbens. Schon jetzt sei die Geschwindigkeit, in der Tier- und Pflanzenarten aussterben, zwischen zehn- und hundertmal höher als im Durchschnitt der vergangenen zehn Millionen Jahre.

Viele Fachleute gehen davon aus, dass derzeit bereits ein sogenanntes „Massenaussterben“ stattfindet. Davon hat es innerhalb der vergangenen 500 Millionen Jahre erst fünf gegeben.

Zu den Hauptgründen für das drohende Artensterben gehören dem Textentwurf zufolge Landwirtschaft, Abholzung, Bergbau, Fischerei und Jagd sowie Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung. Der Bericht beruht dabei teilweise auf Erkenntnissen zu gut erforschten Arten wie den Wirbeltieren, verweist aber auch auf „Ungewissheiten“ bei der Zahl weniger bekannter Arten, vor allem der Insekten.

Hälfte aller Ökosysteme schwer beeinträchtigt

„Wir müssen anerkennen, dass die Klimaerwärmung und die Zerstörung der Natur gleichgewichtig (als Auslöser des Artensterbens) sind“, sagte der IPBES-Vorsitzende Robert Watson. Beide Faktoren hätten nicht nur Einfluss auf die Umwelt, sondern auch auf Entwicklungs- und Wirtschaftsfragen. Ausdrücklich erwähnte Watson dabei die Gewinnung von Nahrungsmitteln und Energie. Nur „tiefgreifende Veränderungen“ könnten den Schaden für die Artenvielfalt noch begrenzen.

Der vorläufige Bericht des in Bonn ansässigen IPBES kommt zudem zu dem Schluss, dass die Hälfte aller Ökosysteme zu Lande und im Wasser durch den Eingriff des Menschen schwer beeinträchtigt worden sind. Subventionen für die Agrarindustrie, Viehzucht und Fischerei führten zu Ineffizienz und überhöhtem Konsum.

Der Greenpeace-Biodiversitätsexperte Lukas Meus kommentiert: „Dieser UNO-Bericht ist ein Warnsignal an Regierungen weltweit. Immer mehr Tierarten werden aus ihrem Lebensraum verdrängt, weil Großkonzerne diesen zerstören und verschmutzen. Orang-Utans sind vom Aussterben bedroht, weil in Indonesien der Regenwald Palmölplantagen Platz machen muss. Die industrielle Landwirtschaft vernichtet blühende Landschaften und ist somit mitverantwortlich für das Insektensterben. Und die industrielle Fischerei zerstört den Lebensraum von Meerestieren wie Walen und Schildkröten. Regierungen weltweit müssen endlich gegen das Artensterben vorgehen und der Profitgier der Industrie einen Riegel vorschieben.“

Bericht noch nicht in der Endversion

150 Experten aus 50 Ländern haben drei Jahre lang an dem Bericht gearbeitet, der eine Entscheidungshilfe für Politiker sein soll. Er fasst auf 44 Seiten ein 1.800-seitiges Dokument zusammen, in dem die Vereinten Nationen aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse eine Bilanz zum Zustand der Natur auf der Erde ziehen.

Allerdings können die 130 IPBES-Mitgliedstaaten noch Änderungen an dem Text vornehmen, ehe sie ihn verabschieden. Die Plattform wollte am Dienstag keinen Kommentar zur durchgesickerten Version abgeben.

science.ORF.at/APA/AFP

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