Adieu Atmosphäre
Dank der steigenden Leistungsfähigkeit von Teleskopen haben Wissenschaftler in den letzten Jahren zahlreiche Kandidaten für möglicherweise bewohnbare Planeten erspäht. Forscher der Universität Wien und vom Institut für Weltraumforschung (IWF) der Akademie der Wissenschaften in Graz haben sich nun die Frage gestellt: Wie ergeht es eigentlich erdähnlichen Planeten, wenn sie sich in einer Umlaufbahn um einen aktiven Stern aus der Klasse der M-Zwerge befinden? M-Zwerge sind kleiner und kühler als etwa Sterne der Kategorie unserer Sonne - in unserer Galaxie aber ungleich häufiger anzutreffen.
Planetarer Aderlass
Während die Sonne ihre durch hohe solare Aktivität charakterisierte Sturm und Drang-Zeit vor allem in den ersten Hundert Millionen Jahren ihres Bestehens durchlebte und sich ihr Ausstoß an hochenergetischer UV- und Röntgenstrahlung später verringerte, ist das bei M-Zwergen anders. Diese können ein sehr hohes Emissions-Level sogar über mehrere Milliarden Jahre halten.
NASA, ESA and D. Player (STScI)
Diese Strahlung erhitzt Gase in den äußeren Atmosphärenschichten stark. Das kann wiederum dazu führen, dass diese in das Weltall entschwinden, wie die Wissenschaftler um Colin Johnstone vom Institut für Astrophysik der Uni Wien in ihrer Studie nachweisen. Für einen erdähnlichen Planeten, der um einen sehr aktiven Stern kreist, ergaben die Modellrechnungen einen in astronomischen Maßstäben raschen Atmosphären-Aderlass: In lediglich rund einer Million Jahre wäre demnach die Lufthülle der Erde verblasen worden.
Während also die Erde nach mehreren Hundert Millionen Jahren aufgrund der dann geringeren Sonnenaktivität die Chance dazu hatte, ihre Stickstoffatmosphäre aufzubauen, ist das Planeten, die in der „habitablen“ (also lebensfreundlichen) Zone um M-Zwerge kreisen, mitunter viel länger nicht vergönnt. Hier könne es Milliarden Jahre dauern, bis diese eine dichtere Hülle ausbilden können. Dies verringere die Wahrscheinlichkeit erheblich, Leben außerhalb unseres Sonnensystems zu finden, so die Forscher.
science.ORF.at/APA