Klimaerwärmung beeinflusst Auftreten von Dürren

Dürreperioden der letzten Jahrzehnte könnten mit dem menschengemachten Klimawandel zusammenhängen - für diese Vermutung haben Wissenschaftler neue Hinweise gefunden.

Für die Zeit von 1900 bis 1949 wiesen sie einen klaren statistischen Zusammenhang zwischen Dürren und dem globalen Temperaturanstieg nach. Von 1950 bis 1975 könnte die Luftverschmutzung die Verbindung verschleiert haben, erläutern die Forscher im Fachmagazin „Nature“. Für die Phase danach sei sie wieder erkennbar.

Jahresringe von Bäumen

Die Gruppe um Kate Marvel von der Columbia University in New York (USA) nutzte Dürreatlanten, die auf der Auswertung von Jahresringen von Bäumen beruhen: Das Ausmaß des Baumwachstums lasse Rückschlüsse auf die klimatischen Bedingungen im jeweiligen Jahr zu. In den Dürreatlanten ist die regionale Bodenfeuchte in Form des Palmer-Dürre-Index angegeben.

Da die Jahresringe Beurteilungen des Klimas rückblickend auf viele Jahrhunderte zulassen, ergab sich für die Wissenschaftler eine gute Vergleichsbasis für Dürren vor der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Die Daten kombinierten sie mit Simulationen in Computermodellen.

Ausgetrockneter See in Malawi 2018

APA/AFP/Amos Gumulira

Ausgetrockneter See in Malawi 2018

Die Atlanten liegen für Nord- und Mittelamerika, Europa und den Mittelmeerraum sowie große Teile Asiens und Australiens vor. Die Forscher versprachen sich von der Kombination der Daten aus den verschiedenen Dürreatlanten einen deutlicheren statistischen Zusammenhang mit dem Klimawandel, als er aus den einzelnen Atlanten ablesbar ist.

Tatsächlich ist das für den Zeitraum 1900 bis 1949 klar erkennbar. Ab 1950 aber geht die Verbindung in den starken Schwankungen der Temperaturen und Dürren unter. Die Forscher vermuten als Ursache den Einfluss zahlreicher Partikel in der Luft durch den Anstieg der industriellen Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg.

Ausnahme durch Global Dimming

Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der nicht an der Studie beteiligt war, erklärt die zeitweise Dämpfung des Temperaturanstiegs vor allem mit Schwefel-Aerosolen. Diese Partikel hätten das einfallende Sonnenlicht verstärkt zurück ins Weltall gestreut.

„Diese Schwefel-Aerosole sind im Gegensatz zu CO2 kurzlebig und haben keinen Treibhauseffekt“, sagt Fink. Dieser Global Dimming genannte Effekt habe sich Mitte der 1970er Jahre umgedreht (Global Brightening). Damals seien in Europa und Nordamerika zunehmend Filter in Fabriken und Kraftwerken installiert worden, die viele Schadstoffe, auch den Schwefel, aus Abgasen entfernten.

Längere Zeitreihen erhöhen Aussagekraft

Die Gruppe um Marvel fand wieder einen statistischen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Dürren ab dem Jahr 1981. Dieser fiel allerdings weniger deutlich aus als für die Zeit von 1900 bis 1949. Das ist für Stefan Hagemann vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht nicht verwunderlich.

Dürren seien per Definition selten auftretende Extremereignisse: „Um Trends in diesen seltenen Ereignissen zu untersuchen, braucht man Zeitreihen, die lang genug sind, um eine robuste Statistik für diese Untersuchung zu haben.“ In einigen Jahren könnte die statistische Sicherheit für diesen Trend daher wieder deutlicher werden.

science.ORF.at/dpa

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