Touchscreen-Experiment: Wölfe sozialer als Hunde

Wölfe verhalten sich gegenüber Artgenossen großzügiger als Hunde: Das fanden Forscherinnen mit einem originellen Experiment heraus – dabei drückten die Tiere mit ihrer Nase auf Touchscreens.

Neun Wölfe und sechs Hunde standen im Zentrum einer Studie, die ein Team um Rachel Dale vom Wolfsforschungszentrum (WSC) im niederösterreichischen Ernstbrunn durchgeführt hat. In einem ersten Schritt trainierten ihnen die Forscherinnen an, einen Touchscreen zu benutzen – und zwar mit der Nase.

Einer der Wölfe bedient den Touchscreen

Dale et al., 2019

Einer der Wölfe bedient den Touchscreen

Dann untersuchten sie, wie spendabel sie gegenüber Artgenossen sind. Sie platzierten nacheinander Hunde und Wölfe in einen Raum mit dem Touchscreen. Per Nasendruck konnten sie entscheiden, ob ein Artgenosse, der in Sicht- und Riechweite in einem Raum nebenan war, ein Leckerli bekam oder nicht.

Ergebnis der im Fachmagazin “PLOS ONE veröffentlichten Studie : Die Wölfe erwiesen sich als deutlich spendabler. Sie „verschenkten“ an Mitglieder des eigenen Rudels gerne Leckerlis, rudelfremden Artgenossen hingegen nicht. Die Hunde wiederum machten diesen Unterschied nicht – sie verteilten weder an die bekannten noch an die fremden Artgenossen Geschenke.

Ein Wolf erhält ein Leckerli

Dale et al., 2019

Kontrollversuch: Holzstück statt Leckerli

Ihre Studie zeige, dass die Zähmung Hunde nicht automatisch sozialer gemacht habe, so Rachel Dale in einer Aussendung. „Es scheint eher so zu sein, dass Toleranz und Großzügigkeit gegenüber Gruppenmitgliedern dazu beitragen, ein hohes Maß an Kooperation herzustellen – so wie bei den Wölfen.“

Die Hunde der Studie sind ebenso wie die Wölfe im Rudel aufgewachsen – es waren also keine Haushunde. Vergangene Studien haben nachgewiesen, dass letztere über starke soziale Tendenzen verfügen. Diese drücken sich aber in erster Linie gegenüber Frauchen und Herrchen aus. Das Überleben von Wölfen hingegen hängt von ihrem Rudel ab – dementsprechend großzügiger haben sie sich auch in diesem Experiment verhalten.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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