Der Mond bebt und schrumpft

Es bebt nicht nur auf der Erde, sondern auch auf dem Mond - etwa, wenn dort Asteroiden einschlagen. Neuen Analysen zufolge ist der Mond aber auch von selbst tektonisch aktiv – und schrumpft dabei.

Darauf deutet eine neue Auswertung von Mondbeben aus der Ära der „Apollo“-Missionen in den 1970-er Jahren. Acht von 28 aufgezeichneten Beben haben sich demnach in der Nähe geologisch junger Bruchzonen ereignet, berichtet ein Team um Thomas Watters von der Smithsonian Institution in Washington im Fachblatt „Nature Geoscience“.

Zieht sich wie Rosine zusammen

Als der Mond nach seiner Entstehung abgekühlt ist, hat er sich den Angaben zufolge zusammengezogen wie eine Rosine, die sich aus einer vertrocknenden Weinbeere formt. Die Mondoberfläche, die nicht so elastisch ist wie die Haut einer Weinbeere, ist dabei mehrfach aufgebrochen und hat tausende Klippen gebildet. Die Mondsonde „Lunar Reconnaissance Orbiter“ (LRO) der US-Raumfahrtbehörde NASA hatte vor etwa zehn Jahren geologisch relativ junge solche Brüche entdeckt. Unklar war jedoch, wie jung genau diese tektonische Aktivität ist.

Bruchzone auf dem Mond

LROC NAC frame M190844037LR; NASA/GSFC/Arizona State University/Smithsonian

Bruchzone auf dem Mond

Die Astronauten der bemannten „Apollo“-Mondmissionen 12, 14, 15 und 16 hatten vier Seismometer auf dem Erdtrabanten hinterlassen, die seismische Aktivität auf dem Mond aufgezeichnet haben. In den Jahren 1969 bis 1977 registrierten die Instrumente insgesamt 28 Mondbeben, die unter anderem durch Asteroideneinschläge ausgelöst worden sein könnten. Auf der Erde hätten diese Beben eine Stärke zwischen 2 und 5 gehabt, erläuterten die Forscher. Sie haben die Daten der Seismometer nun neu ausgewertet.

Beben nahe der Bruchzonen

„Wir haben festgestellt, dass eine Reihe der Beben aus den ‚Apollo‘-Aufzeichnungen sich sehr nah an den Bruchzonen aus den LRO-Aufnahmen ereignet haben“, erklärte Ko-Autor Nicholas Schmerr von der Universität von Maryland in College Park. Die Epizentren von acht Mondbeben lagen demnach nicht weiter als 30 Kilometer von solchen jungen Bruchzonen entfernt. „Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass diese acht Beben von Brüchen verursacht wurden, die abgerutscht sind, nachdem sich Spannung in der Mondkruste durch die globale Kontraktion und Gezeitenkräfte aufgebaut hatte“, erläuterte Watters. Das spreche dafür, dass die „Apollo“-Seismometer einen schrumpfenden und tektonisch aktiven Mond aufgezeichnet haben.

Zwar sind die „Apollo“-Seismometer seit 1977 abgeschaltet. Geologisch ist das jedoch keine nennenswerte Zeit. Es sei recht wahrscheinlich, dass die Bruchzonen auch heute noch aktiv seien, betonte Schmerr. „Man bekommt nicht oft irgendwo außerhalb der Erde aktive Tektonik zu sehen, daher ist es sehr spannend, darüber nachzudenken, dass diese Brüche vielleicht immer noch Mondbeben produzieren.“

science.ORF.at/dpa

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