Eine Erinnerung an Thomas Posch

Viele Wissenschaftler bemühen sich, die Begeisterung für ihre Forschung an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Die österreichische Astronomie hatte dafür bis vor Kurzem ein außergewöhnliches Beispiel in Thomas Posch, schreibt sein Kollege Stefan Wallner in einem Gastbeitrag.

Thomas Posch wurde am 20. Februar 1974 in Graz geboren. Die Astronomie und die Philosophie waren seit Anbeginn die großen Leidenschaften, denen er sich widmete. Schon frühzeitig in seiner wissenschaftlichen Karriere wurde ihm bewusst, welch große Rolle die Öffentlichkeitsarbeit spielt, er war (Mit-)Autor zahlreicher populärwissenschaftlichen Werke und setzte sich besonders an der Universitätssternwarte Wien dafür ein, die Astronomie greifbarer zu machen.

Über den Autor

Stefan Wallner arbeitet am Institut für Astrophysik der Universität Wien.

Dies ermöglichte er mit beispiellosem Einsatz durch Führungen im historischen Sternwartegebäude, spannenden Vorträgen zu diversen astronomischen Thematiken, für die er sich nicht nur in Österreich einer großen Bekanntheit erfreute, oder der Teilnahme an größeren Forschungsevents, wie Kinderuni, Lange Nacht der Forschung oder gar als Koordinator des Jahres der Astronomie 2009.

Der Astronom Thomas Posch am Počúvadlo See in der Nähe von Banská Štiavnica in der Slowakischen Republik

Per Pippin Aspaas

Posch am Počúvadlo See in der Slowakischen Republik

Begeisterter Volksbildner

Weiten Kreisen ist er durch seine unzähligen Interviews und Beiträge in ORF Radio und Fernsehen und nicht zuletzt durch seinen astronomischen Jahresrückblick auf science.ORF.at bekannt- und liebgeworden. Als Wien im Jahr 2018 Austragungsort der weltgrößten astronomischen Tagung, der Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union, war, begleitete er dessen Organisation mit unglaublichem Engagement als letzte große Herausforderung.

Seine Begeisterung für die „Volksbildung“ gab Thomas Posch auch kontinuierlich an seine Studierenden weiter, band sie in seine Öffentlichkeitsarbeit ein und gab ihnen stets so viel Wissen und Erfahrung mit auf ihren Weg. Seine philosophische und wissenschaftshistorische Herangehensweise teilte er ebenfalls mit der ganzen Welt in seinen literarischen Werken. Für Anrufe, Mails oder gar Briefe stand er am Institut für Astrophysik immer zur Verfügung und gab so oft er nur konnte Auskunft über die ihm gestellten Fragen.

Der Astronom Thomas Posch hält ein älteres Fernrohr an der Universitätssternwarte in Wien

Sabine Assmann, ORF

Posch mit einem Fernrohr an der Universitätssternwarte in Wien

Immer ein Ohr für seine Mitmenschen

Besonders in den letzten Jahren seines Lebens, wollte Thomas Posch eine Thematik verstärkt nach außen tragen: die sogenannte „Lichtverschmutzung“, die schädliche Aufhellung des natürlichen Nachthimmels. Dabei versuchte er konsequent, basierend auf wissenschaftlichen Analysen, der Öffentlichkeit aufzuzeigen, welche Schritte gegen diese traurige Entwicklung und der damit verbundenen Auswirkungen auf Menschen, Tierwelt und Natur gesetzt werden sollen. Sein letztes Projekt, die Umsetzung von „Nachtlandschaftsschutzgebieten“ in Oberösterreich, konnte Thomas Posch leider nicht mehr vollenden, seine Studierenden, die stets eng mit ihm zusammengearbeitet haben, werden dies nun für ihn tun.

Den jahrelangen Kampf gegen seine schwere Krankheit, hat Thomas Posch, zum Bedauern alljener die ihn kannten, nun verloren und er verstarb am 4. April 2019 im Alter von nur 45 Jahren. Seine einzigartige interdisziplinäre Herangehensweise und auch sein unverwechselbarer Charakter als liebevoller Mensch, der immer ein Ohr für seine Mitmenschen hatte, wird auf immer in Erinnerung bleiben. Thomas Posch hinterlässt ein unschätzbares Erbe und zugleich eine große Lücke. Nun kann er dort ruhen, wo er es sich immer gewünscht hat, bei den Sternen, die er liebte und lebte.

Beiträge von und mit Thomas Posch in science.ORF.at: