Führten Sternenexplosionen zu aufrechtem Gang?

Sternenexplosionen lösten vor Millionen Jahren Waldbrände auf dem gesamten Globus aus. Forscher vermuten: Das zwang unsere Vorfahren, sich zunehmend auf zwei statt auf vier Beinen fortzubewegen.

Wenn massereiche Stern sterben, explodieren sie in einer hell leuchtenden Supernova. Dabei werden enorme Energien frei. Kosmische Strahlung, in Form von hochenergetischen Teilchen, durchdringt das umgebende Weltall. Solche Sternenexplosionen passieren glücklicherweise meist sehr weit entfernt von der Erde. Vor zwei bis acht Millionen Jahren kamen sie dem Planeten aber vergleichsweise nahe.

Die Studie

”From cosmic explosions to terrestrial fires?” (Preprint), Journal of Geology, 28.5.2019

Das legen Überreste des radioaktiven Isotops Eisen-60 tief im Meeresboden nahe. Laut den Astronomen um Adrian Melott von der University of Kansas muss es zu Zeiten des Übergangs vom Pliozän zum Pleistozän bzw. der letzten Eiszeit mehrere relativ erdnahe Supernovae gegeben haben, die nächste in einer Entfernung von kaum mehr als 163 Lichtjahren. Die Folge: atmosphärische Veränderungen.

Kohle und Ruß

Normalerweise erreicht die kosmische Strahlung selten Bodennähe, damals war sie aber stark genug. „Vermutlich ist die Ionisation der unteren Atmosphäre um das 50-fache gestiegen“, erklärt Melott in einer Aussendung zur aktuellen Studie. Die frei werdenden Elektronen dürften die Blitzaktivität drastisch gesteigert haben.

Die Einschläge entzündeten Bäume, was zu Waldbränden auf dem ganzen Globus führte. Ein weiteres Indiz für solche Flächenbrände sind Kohleüberreste in den entsprechenden Erdschichten. Keiner hatte bisher eine schlüssige Erklärung dafür, warum sich so viel Holzkohle und Ruß aus diesem erdgeschichtlichen Abschnitt auf der ganzen Erde finden. „Das könnte die Antwort sein“, so Melott.

Zur Zweibeinigkeit gezwungen

Die weltweiten Feuer verwandelten dicht bewaldete Gegenden in offene Savannen: trockene Graslandschaften mit Sträuchern, aber nur mehr wenigen Bäumen. In genau solchen Landschaften im nordöstlichen Afrika liege die Wiege der Menschheit, so der Astronom. Auf zwei Beinen gehen konnten die Menschenvorfahren wahrscheinlich schon vor diesen landschaftlichen Veränderungen.

„Aber danach waren sie immer öfter gezwungen, auf diese Weise von Baum zu Baum zu gehen. So wurden sie dabei immer besser“, betont Melott. Sie behielten außerdem die Übersicht und konnte mögliche Feinde schon von Weitem sehen. Allgemein geht man davon aus, dass durch das Leben in der Savanne die Zweibeinigkeit zur Normalität wurde.

Dass Sternenexplosionen der Erde in absehbarer Zeit wieder so nahe wie damals kommen, ist sehr unwahrscheinlich, beruhigt Melott. Betelgeuse ist der nächste Stern, der in den kommenden Millionen Jahren zur Supernova werden könnte, und der ist 652 Lichtjahre entfernt. Das sei viel zu weit weg, um vergleichbare Auswirkungen zu haben.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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