Rentiere fressen nun Algen

Wilde Rentiere im arktischen Norden Norwegens fressen neuerdings Seetang, zusätzlich zu ihrer pflanzenbasierten Ernährung. Laut Forschern könnte das ihre Überlebenschancen in der besonders von der globalen Erwärmung betroffenen Arktis erhöhen.

Das Team unter der Führung der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) hat sich für ihre im Fachmagazin „Ecosphere“ veröffentlichte Studie den Kot der Spitzbergen-Rentiere angeschaut. Genauer gesagt analysierten sie in den Hinterlassenschaften das Verhältnis von Kohlenstoff-, Stickstoff- und Schwefelisotopen. Daraus konnten sie auf die Nahrung der Tiere rückschließen. Das Zuhause der Spitzbergen-Rentiere ist weltweit das nördlichste. Sie haben sich besonders gut an die Kälte in der Arktis angepasst, unter anderem durch ihre gedrungene, recht runde Statur.

Rentiere in der Arktis

Erik Ropstad

Obwohl das zunächst paradox klingen mag, macht die Erderwärmung den kältebeständigen Tieren das Leben zunehmend schwerer. Warme Winter sorgen regelmäßig für Regen, durch den auf vielen Schneedecken eine Eisschicht entsteht. Diese ist für die Rentiere undurchdringlich, sie können nicht mehr an kleine Pflanzen und Gras unterhalb des Schnees gelangen. Aus diesem Grund suchen sie nach anderen Nahrungsquellen - und greifen dafür laut den Forscher auch auf Algen zurück.

Allein davon könnten sie sich aber nicht ernähren, erklärte der NTNU-Biologe Brage Bremset Hansen. „Sie bewegen sich jeden Tag zwischen der Küste und den wenigen eisfreien Vegetationsstellen hin und her. Deshalb ist klar, dass sie alles mit normalem Futter kombinieren müssen, was auch immer sie finden.“

science.ORF.at/APA/dpa

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