Regen füllt Grundwasserspeicher

Schon im April klagten Landwirte vor allem im Osten des Landes über anhaltende Trockenheit. Sie hatte die Grundwasserspeicher schon stark strapaziert. Der intensive Regen der letzten Wochen hilft laut Experten zum Teil. Echter Wassermangel sei in Österreich kaum zu befürchten.

Betrachtet man die aktuelle Lage in ganz Österreich, ist die Situation weitgehend entspannt. In manchen Regionen hat der viele Schnee die Wasserspeicher im Frühjahr mit der Schmelze wieder aufgefüllt; in anderen Teilen erledigt das jetzt der viele Regen, erklärt Wolfgang Rauch von der Universität Innsbruck. „Normalerweise füllen sich die Speicher im Winter bzw. mehr noch im Frühjahr auf. Das heißt, gerade dieser dauerhafte Niederschlag hilft jetzt den Grundwasserspeichern, sich zu erholen.“ Im Sommer werden die Pegel generell wieder weniger und erreichen im Herbst ihren Tiefstand. „Ist der Sommer besonders heiß und trocken, wird noch mehr Grundwasser verbraucht, da auch die Landwirtschaft und die Haushalte mehr Wasser benötigen.“

Im Osten Pegel teilweise zu niedrig

Etwas weniger entspannt ist die Situation im Osten Österreich. Hier ist es generell trockener und wärmer als im Westen. Wie schon in den zwei Jahren zuvor, gab es auch heuer kaum Schnee im Winter und kaum Regen im Frühjahr. Und selbst jetzt kommt der Regen nicht überall hin, erklärt der Grundwasserexperte Paul Blaschke von der Technischen Universität Wien. „Obwohl es den Anschein hat, dass es in ganz Österreich regnet, ist es in manchen Regionen immer noch zu wenig. Das wird im Sommer in diesen Regionen möglicherweise wieder zu Problemen führen.“ Aktuell betrifft das Teile der südlichen Steiermark sowie des Burgenlands, hier ist der Grundwasserspiegel nach wie vor niedrig.

Österreichkarte zeigt Grundwasservorkommen an

Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (ehyd.gv.at)

Grundwasservorkommen in Österreich - hier geht es zur interaktiven Karte

Das zusätzliche Problem dabei: Je länger es trocken ist, desto langsamer füllen sich die Speicher wieder auf, selbst wenn es plötzlich viel regnet, erklärt Wolfgang Rauch. „Dabei ändert sich die Konsistenz der Oberfläche und der Niederschlag erreicht das Grundwasser nicht mehr so leicht.“ Das heißt, der Boden wird trockener und dichter und das Wasser braucht länger, bis es versickert.

Allerdings, so Paul Blaschke: „Wir sehen immer wieder eine Art Wellenbewegung. Das heißt, auch im Osten Österreichs gibt es immer wieder Phasen, wo es über einen längeren Zeitraum vermehrt Niederschläge gibt und das Ganze wieder aufgefüllt wird.“ Davon ist auch in Zukunft auszugehen, meint Blaschke, trotz Klimawandel.

Trotz Klimawandel keine Veränderung?

So verdunstet zwar mit der Erwärmung des Klimas mehr Wasser, Experten rechnen in Zukunft aber auch mit mehr Niederschlag. „Die Frage ist dann, inwiefern dieses Mehr durch die stärkere Verdunstung kompensiert wird. Da sind die Modelle zum Teil noch zu ungenau. Dennoch gehen wir gemäß unseren Studien davon aus, dass sich die Grundwasserstände nicht sehr stark ändern werden“, so Blaschkes vorsichtige Prognose.

Allerdings ist Österreich mit seinem Wasserreichtum privilegiert. Nur drei Prozent aller Wasservorkommen in Österreich werden für Haushalte, Industrie und Landwirtschaft verbraucht. Nichtsdestotrotz müsse man sich auf lange Sicht überlegen, wie man vor allem im Osten mit Grundwasserengpässen umgeht. „Grundwasser ist eine sehr wichtige Ressource für uns. Wird es eng, muss man sich die Frage stellen, wofür man es verwendet und wie“, so Blaschke. Handlungsspielräume gebe es etwa bei der Wahl der Nutzpflanzen, die etwa weniger Wasserbedarf haben, oder auch im Bereich der Bewässerungsmethoden. „Diese Dinge muss man so optimieren, dass die Grundwassernutzung auch mit anderen Bedürfnissen in Einklang zu bringen sind.“

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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