Gentechpilz tötet Malariamoskitos

US-Forschern ist ein bahnbrechendes Experiment in Afrika gelungen: Sie haben einen Pilz gentechnisch mit einem Spinnengift ausgestattet - und damit Malariamoskitos getötet. Das könnte die Bekämpfung der Krankheit revolutionieren.

Weltweit waren nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation 2017 über 200 Millionen Menschen an Malaria erkrankt, 435.000 starben daran. Seit Jahren wird nach Strategien gegen die Krankheit abseits von Moskitonetzen und Insektiziden gesucht.

Eine Möglichkeit ist es, beim wichtigsten Überträger des Krankheitserregers anzusetzen, der Anopheles-Mücke. Genau das hat das Team um den Entomologen Raymond St. Leger von der University of Maryland nun getan.

Studien Ko-Autor Etienne Bilgo beim Überprüfen eines Moskito-Brutplatzes

Oliver Zida

Studien Ko-Autor Etienne Bilgo beim Überprüfen eines Moskito-Brutplatzes

"Fake-Dorf“ in Burkina Faso

Die Forscher manipulierten dazu den Pilz Metarhizum pingshaens, ein natürlicher Mückenschädling, so, dass er für die Mücken noch schädlicher wurde. Dies gelang mit Hilfe eines Gifts, das eine australische Spinnenart (Hadronyche versuta) produziert. Der gentechnisch veränderte Pilz produziert das Gift; wenn er die Mücken befällt, tötet er sie in kurzer Zeit.

Im Labor hatten die Forscher das schon bewiesen, nun berichten sie aber vom ersten erfolgreichen Versuch unter realen Bedingungen. Dazu schufen sie im westafrikanischen Staat Burkina Faso ein „Fake-Dorf“, das alles beinhaltet wie ein echtes Dorf, außer Menschen. Darin gibt es Pflanzen, Hütten, Wasserquellen und Nahrung für die Moskitos. Umgeben wird das „Moskitosphäre“ genannte Dorf von einer doppelten Schicht von Moskitonetzen, die vor dem Entfleuchen der Tiere schützen.

Die rund 600 Quadratmeter große „Moskitosphäre"

Etienne Bilgo

Die rund 600 Quadratmeter große „Moskitosphäre"

99 Prozent der Moskitos ausgelöscht

Wie die Forscher soeben im Fachmagazin „Science“ berichten, leistete der Gentechpilz ganze Arbeit. Innerhalb von 45 Tagen löschte er mehr als 99 Prozent der Moskitopopulation in dem Fake-Dorf aus. „Der transgene Pilz hat sie in nur zwei Generationen zum Kollabieren gebracht“, sagt Studienerstautor Brain Lovett von der University of Maryland. „Unsere Technik zielt nicht darauf ab, die Mücken auszulöschen, sondern die Übertragungsmöglichkeit der Malaria in einer Gegend zu unterbinden.“

Die aktuelle Studie ist vielversprechend – auch der Umstand, dass andere Insekten wie etwa Bienen nicht von dem Pilz betroffen werden. Dass die Technik tatsächlich sehr bald in freier Natur ausprobiert wird, ist freilich unwahrscheinlich. Der Einsatz von Gentech-Organismen in freier Wildbahn ist umstritten und mit Risiken behaftet, dementsprechend gilt es, eine Reihe von gesetzlichen Bestimmungen und Regeln zu beachten. Die Grundlage für solche Versuche sei mit der aktuellen Studie aber gegeben, betonen die Forscher.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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