Digitale Genossenschaften als Alternative

Digitale Plattformen wie Airbnb, Taskrabbit, Uber und Co. lagern Geschäftsrisiken an Einzelpersonen aus. Als Alternative zu den Tech-Giganten schlägt ein US-Forscher digitale Plattform-Genossenschaften vor.

Die von Risikokapitalgebern finanzierten Plattformen würden wenig Wert auf gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung legen, sagt Trebor Scholz von der New School New York bei der Tagung „Arbeit neu denken - Kooperative Lösungsansätze für eine Ökonomie der Zukunft“ am Freitag in Wien. Der US-Forscher beschäftigt sich schon seit längerem mit der sogenannten Gig-Economy. Im Gegensatz dazu könnten Plattform-Genossenschaften eine höhere Qualität des Arbeitsplatzes und gleich hohe oder bessere Bezahlung bieten. Bei digitalen Genossenschaften sei aber die Anschubfinanzierung oftmals ein Problem.

International gibt es laut Scholz bereits zahlreiche Beispiele für erfolgreiche digitale Plattform-Genossenschaften. Die US-Bildagentur Stocksy ist eine Genossenschaft und gehört rund 1.000 Fotografen. In New York vermittelt Up & Go Haushaltskräfte und zahlt deutlich besser als der Marktdurchschnitt. In Montreal ist vor kurzem der genossenschaftliche Fahrdienstvermittler Eva gestartet. In Kürze will in Europa die Airbnb-Alternative Fairbnb unter anderem in Amsterdam, Barcelona und Venedig Zimmer vermitteln.

Für Vertrauen und Sicherheit

Der Wissenschaftler Christian Hopp von der RWTH Aachen hat Smart, eine Genossenschaft für Selbstständige, in Belgien erforscht. Viele Selbstständige würden ihre ersten Schritte über die Kooperative abwickeln. Bei Smart seien viele Personen aus dem Bereich IT, Kurierdienste und persönliche Dienstleistungen aktiv.

Die Digitalisierung und Globalisierung würden neue Herausforderungen für die Arbeits- und Geschäftswelt bringen, sagt Barbara Pogacar vom Österreichischen Genossenschaftsverband. „Die Genossenschaft schafft Vertrauen und Sicherheit.“ Kooperative Lösungen in der digitalen Welt würden „genau an der richtigen Stelle ansetzen“, so Pogacar.

In Österreich ist die Nachrichtenagentur APA als Genossenschaft im Besitz des ORF und der Tageszeitungen. Es gehe darum, größere Projekte gemeinsam anzugehen, die kein Medienbetrieb alleine schaffen würde, sagte APA-Geschäftsführer Clemens Pig bei der Tagung. Die APA liefere Dienstleistungen, die zu komplex oder zu aufwendig für die einzelnen Genossenschaftsmitglieder wäre.

science.ORF.at/APA

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