Robben werden immer dünner
Forscher um Agnes Karlsson von der Universität Stockholm hatten im Rahmen ihrer Studie im Fachblatt „Ambio“ den Bestand und den Gesundheitszustand von verschiedenen Tiergruppen zwischen 1993 und 2014 analysiert. Berücksichtigt wurden neben Robben, Dorschen, Heringen und Sprotten aus der Ostsee auch Lebewesen am unteren Ende der Nahrungskette wie etwa Krebstiere und Plankton. Der Hering zum Beispiel nimmt eine Mittelstellung ein, er frisst Plankton und Bodenpflanzen - und wird selbst von Dorschen und Robben gefressen.
Riesige Zonen ohne Sauerstoff
Die Daten zeigen jedenfalls einen Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand von Kegelrobben und Dorschen und der Verfügbarkeit am Meeresboden lebender Tiere. Zudem weisen sie auf einen Einfluss von Klimawandel und Eutrophierung - der Anreicherung eingetragener Nährstoffe - hin. Vor allem in Folge dieses Eintrags hat sich laut den Forschern der Sauerstoffgehalt der Ostsee seit den 1990er-Jahren deutlich verringert, es gebe inzwischen riesige komplett sauerstofflose Zonen.
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In der Folge schrumpft der Lebensraum für die kleinen Beutetiere am Boden, dieser Mangel pflanzt sich im weiteren Verlauf bis ans Ende der Nahrungskette fort. Extremwetterereignisse könnten die Situation noch verschlechtern - etwa, wenn sich nach einer Phase heftiger Regenfälle die Wasserqualität deutlich verändert.
Abwässer führen zur Algenblüte
Im Zuge des Klimawandels seien solche Extremereignisse häufiger zu erwarten, erläuterte Co-Autorin Lena Bergström von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften. „Wenn die Aktivitäten, die zur Eutrophierung führen, nicht reduziert werden, wird sich der Sauerstoffmangel in der Ostsee voraussichtlich verstärken, was zur weiteren Reduzierung bodenlebender Tiere führen würde.“ Das könne weitreichende ökonomische Folgen haben, so Bergström. „Um die Fischerei zu managen, müssen wir auch die Umwelt und das Nahrungsnetz managen.“
Nährstoffeinträge sind für die Ostsee ein großes Problem, das Binnenmeer gilt als stark eutrophiert. Die unter anderem aus der Düngung landwirtschaftlicher Flächen, der Tierproduktion und Abwässern stammenden Einträge führen zu übermäßigem Wachstum von Phytoplankton. Absterbendes Plankton wiederum hat Licht- und Sauerstoffmangel zur Folge, die das Leben von Seegräsern, Blasentang und Bodentieren beeinträchtigen.
science.ORF.at/APA/dpa