Kelten lebten „wie Gott in Frankreich“

Schon die Kelten dürften „wie Gott in Frankreich“ gelebt haben. Darauf weisen 2.500 Jahre alte Keramikgefäße hin, mit denen sie u.a. aus Griechenland importierten Wein tranken – genau dort, wo heute die Burgunderweine angebaut werden.

Die Kelten mochten den mediterranen Lebensstil, schließt ein Team um den Archäologen Philipp Stockhammer von der Universität München in einer aktuellen Studie. Sie importierten nicht nur den Wein, sondern auch die Keramikgefäße aus Griechenland – und tranken aus ihnen auch bodenständiges Bier.

„Die Kelten haben also die fremden Traditionen nicht einfach nur übernommen. Sie nutzten die Gefäße und Produkte auf ihre eigene Weise und für ganz unterschiedliche Zwecke“, so Stockhammer. „Das war eine Zeit des Wandels.“

Griechische Trinkschüssel, ähnlich wie die nun im Burgund untersuchten

Landesmuseum Württemberg

Griechische Trinkschüssel, ähnlich wie die nun im Burgund untersuchten

Soziale Unterschiede beim Trinken

Die Forscher hatten mittels einer chemischen Nahrungsrückstandanalyse knapp 100 heimische oder aus Athen importierte Keramikgefäße aus der Zeit um 500 vor Christus untersucht. Sie waren an der ehemaligen Keltenansiedlung am Mont Lassois im französischen Burgund gefunden worden.

Bei ihren Untersuchungen stellten sie erhebliche Unterschiede im Trinkverhalten der unterschiedlichen Bewohnergruppen fest. Die Soldaten, die am Tor der stadtähnlichen Ansiedlung lebten, hätten wahrscheinlich Hirsebier getrunken, sagte Stockhammer. Diese Biersorte wurde den Forschern zufolge wahrscheinlich von Menschen mit niedrigem Status konsumiert. Bier auf Gerstenbasis tranken anscheinend die etwas höher gestellten Bewohner.

Entsprechende Reste wurden in Gefäßen aus dem Handwerkerviertel entdeckt. Wein, damals importiert nicht nur aus Griechenland, sondern auch aus Italien und Südfrankreich, fand sich dort vor allem in Kochgefäßen - so dass die Wissenschaftler vermuten, dass damit auch gekocht wurde.

Auswahl an antiken Gefäßen im Landesmuseum Württemberg

Victor S. Brigola

Auswahl an antiken Gefäßen im Landesmuseum Württemberg

Sie mochten es süß

Weil Trinkgefäße als Grabbeigaben von Männern und Frauen dienten, geht Stockhammer davon aus, dass Frauen grundsätzlich auch an Festen mit Alkoholkonsum teilnehmen konnten. Es gebe „keinen Grund anzunehmen, dass Frauen nicht auch bei Gelagen dabei sein durften“.

Die Forscher entdeckten in den Gefäßen auch andere Lebensmittelreste, von Olivenöl und Milch etwa, aber auch von Bienenwachs. Diese fand sich in der Hälfte der heimischen Töpfergefäße, was möglicherweise darauf hindeutet, dass Met ein beliebtes fermentiertes Getränk war oder dass die frühen Kelten ihre Getränke gern mit Honig süßten.

science.ORF.at/dpa

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