Wie sehr Kondensstreifen dem Klima schaden

Aus Kondensstreifen entstandene Wolken könnten im Jahr 2050 dreimal so starke Auswirkungen auf das Klima haben wie 2006. Das zeigen aktuelle Berechnungen. Hauptursache ist der zunehmende Flugverkehr.

Die Streifen und die daraus entstehenden Zirruswolken beeinflussen den Wärmehaushalt der Erde und tragen nach Angaben der Forscherinnen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zur Erwärmung bei. Der Einfluss dieser Wolken sei seit Beginn der Luftfahrt größer als der der CO2-Emissionen der Flugzeuge.

Die Studie

”Contrail cirrus radiative forcing for future air traffic”, Atmospheric Chemistry and Physics, 27.6.2019

Die Wissenschaftler gingen bei ihren Berechnungen von einer Vervierfachung des Luftverkehrs bis 2050 aus. Dass der Klimaeffekt der Kondensstreifen nach dem Modell nicht ebenso stark ausfällt, liege an bestimmten Sättigungseffekten, betont Ulrike Burkhardt, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Lisa Bock die Studie verfasst hat. Schon 2005 machten die Gesamteffekte aus der Luftfahrt etwa fünf Prozent der weltweiten, vom Menschen verursachten Erwärmung aus. Es gebe derzeit keine aktuelle Zahl, so Burkhardt. „Der Flugverkehr wächst extrem - man kann sich also vorstellen, dass diese Zahl zugenommen hat.“

Schwer zu kompensieren

Auch eine Verringerung der Rußpartikel in den Abgasen werde die Zunahme der Erwärmung durch Kondensstreifen nicht ausgleichen können. Zwar sinke bei weniger Rußpartikeln die Anzahl der Eiskristalle in neu gebildeten Kondensstreifen, was die Eigenschaften, Lebensdauer und Klimawirkung dieser Höhenwolken verringert. Aber: „Wenn die Prognosen zum Anstieg des Luftverkehrs stimmen, wird es sehr schwierig, den Effekt der Kondensstreifen zu kompensieren. Es würde nicht einmal reichen, wenn die Rußemissionen um 90 Prozent reduziert würden - was derzeit noch gar nicht möglich ist.“ Bisher sei eine Reduktion um etwa 50 Prozent machbar.

Auch wenn sich die Kondensstreifen scheinbar aufgelöst haben, können die Eiskristalle in den Wolken weiter bestehen, sagte Burkhardt. „Es handelt sich nicht nur um schmale Streifen“, erklärt Burkhardt. „Es gibt viele Wolken, denen man es gar nicht mehr unbedingt ansieht, dass sie durch Kondensstreifen hervorgerufen worden sind.“ Satellitenbilder zeigten teils riesige „Kondensstreifenausbrüche“.

Die Studie ergab auch, dass die meisten Kondensstreifen aus dem europäischen und amerikanischen Luftverkehr stammen. Einen Effekt des Klimawandels selbst auf die Bildung von Kondensstreifen konnten die DLR-Forscher - anders als eine andere Studie - nicht bestätigen. „Regional kann man durch den Klimawandel durchaus Änderungen sehen, eine Zunahme oder eine Abnahme der Kondensstreifen. Aber global hebt sich das auf.“

science.ORF.at/APA/dpa

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