Japan startet mit umstrittenem Walfang

Erstmals seit Jahrzehnten macht Japan wieder zu kommerziellen Zwecken Jagd auf Wale. In der aktuellen Fangsaison sollen 227 Meeressäuger sterben. Das erste Tier wurde bereits getötet.

Nach einer feierlichen Zeremonie stach eine Flotte aus dem Mutterschiff „Nisshin Maru“ und mehreren Fangschiffen vom nördlichen Hafen Kushiro und der westlichen Walfangstadt Shimonoseki aus in See. Kurz darauf vermeldeten die Walfänger das erste erlegte Tier.

Man hoffe, die Walfanggemeinde wiederzubeleben und die „reiche Waljagdkultur des Landes“ an die nächste Generation weitergeben zu können, frohlockte Vizeregierungssprecher Yasutoshi Nishimura.

Aus Walfangkommission ausgetreten

Insgesamt stehen bis Ende Dezember 52 Zwergwale, 150 Brydewale und 25 Seiwale auf der Abschussliste, so die Regierung. Am Tag zuvor war der Austritt Japans aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Kraft getreten. Zwar hatte Japan schon bisher jedes Jahr Hunderte Wale getötet - nach offizieller Darstellung aber zu „wissenschaftlichen Zwecken“, was trotz des seit 1986 geltenden Moratoriums erlaubt ist.

Doch nun beginnt die drittgrößte Volkswirtschaft erstmals seit drei Jahrzehnten wieder mit der kommerziellen Jagd auf die Meeressäuger. Japan will sich dabei auf seine territorialen Gewässer beschränken. Die bisherige Jagd in der Antarktis zu „wissenschaftlichen Zwecken“ will das Land einstellen.

Tokio hatte seit vielen Jahren beklagt, dass es einigen Mitgliedsländern der IWC nur um Walschutz gehe. Die ursprüngliche Aufgabe der IWC sei aber die Erhaltung der Bestände und die nachhaltige Nutzung der Tiere. Japan drängte immer wieder auf eine Reform des Gremiums. Am Ende riss der Regierung der Geduldsfaden: Sie verkündete den Austritt aus der Organisation.

Doch Japan weiß, dass es jetzt nicht einfach walten und schalten kann, wie es will. Auch künftig gelten für Japan internationale Gesetze. Man werde weiter einer internationalen Kooperation für ein angemessenes Management maritimer Ressourcen verpflichtet sein, hieß es. So will Japan als Beobachter den Beratungen der IWC beiwohnen.

Ein Zwergwal gleitet durch das blaue Wasser des Meeres

dpa/dpaweb/PA Wdcs/A0200 epa Pa Wdcs

Zwergwal beim Tauchen

Umweltschützer in Sorge

Dennoch sind Umweltschützer besorgt. Die Überfischung sowohl in japanischen Küstengewässern als auch in Gebieten auf hoher See habe zum Schwund vieler Walarten geführt, so Greenpeace. Die Organisation OceanCare befürchtet, dass Japans Austritt aus der IWC das Überleben einiger Walpopulationen auch im Nordwestpazifik gefährden wird.

Sie widersprach zudem Japans Behauptung, bestimmte Walarten wie die Zwergwale hätten sich wieder deutlich erholt. Diese kämen in „komplexen Populationsstrukturen“ vor. So gelte ein Zwergwalbestand im Nordwestpazifik als stark gefährdet. „Einer direkten kommerziellen Bejagung wird diese Population nicht standhalten. Wir werden daher diese und vermutlich auch andere Walpopulationen verlieren“, kritisierte Nicolas Entrup, Ocean-Policy-Experte bei OceanCare.

Der für Umwelt zuständige EU-Kommissar Karmenu Vella zeigte sich in einem Interview mit der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo darüber besorgt, dass es nun auch noch zu verstärkten Exporten von Walprodukten nach Japan aus Island und Norwegen kommen könnte. Beide Staaten jagen ebenfalls Wale, auch zu kommerziellen Zwecken.

Konsumenten sollen auf Geschmack gebracht werden

Walfang ist für Japan schon seit Langem eine Frage der nationalen Souveränität. Zunächst war es jedoch die amerikanische Besatzungsmacht gewesen, die Japan nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg dazu gedrängt hatte, für die hungernde Bevölkerung Wale zu schlachten, um sie mit Proteinen zu versorgen. Doch das ist schon lange her, heute findet das dunkle Walfleisch nur wenige Liebhaber.

Das wird sich nach Meinung der Regierung jedoch dank der nun beginnenden kommerziellen Jagd schnell ändern. Die Leute müssten nur auf den Geschmack gebracht werden, meint sie. Dann werde auch mehr Wal gegessen.

science.ORF.at/dpa

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