Frauen genauso kompetent wie Männer

Vor 70 Jahren galten Männer als intelligenter, kreativer und organisierter. Heute ist das anders. Frauen gelten laut einer neuen Studie als genauso kompetent wie Männer, aber als nicht so ambitioniert.

Frauen backen lieber Kuchen, rechnen können sie hingegen nicht so gut – Männern wurden früher meist andere Charaktereigenschaften zugesprochen als Frauen. Mittlerweile haben sich diese Klischees aber geändert, wie Forscherinnen und Forscher der Universität Bern und der Northwestern University in den USA jetzt untersucht haben.

Fotomontage Frau damals und heute

Universität Bern

Das Forschungsteam hat für seine Studie 16 Meinungsumfragen ausgewertet, an denen insgesamt mehr als 30.000 Menschen teilgenommen haben. Die Daten umfassen die vergangenen 70 Jahren und stammen aus den USA. Für viele Länder Europas erwartet die beteiligte Psychologin Christa Nater jedoch ähnliche Ergebnisse, weil sich die sozialen Rollen von Frauen und Männern in vielen westlichen Gesellschaften seit Mitte des 20. Jahrhunderts ähnlich entwickelt hätten.

In den Umfragen sollten Frauen und Männer in drei Hauptkategorien eingeschätzt werden. Die erste Kategorie: Kompetenz. Das beschreibt, wie intelligent, organisiert und kreativ jemand ist. Die zweite Kategorie war Agency damit ist gemeint, wie ehrgeizig, aggressiv und entscheidungsfreudig eine Person ist. Und drittens ging es noch um Communion, also wie mitfühlend, sensibel und liebevoll jemand eingeschätzt wird. Die Ergebnisse der Umfragen unterscheiden sich je nach Kategorie.

Soziale Rolle ist Grund für Stereotypen

Was die Kompetenz angeht, hat sich die Wahrnehmung in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. 2018 stuften die meisten Befragten (86 Prozent) Männer und Frauen als gleich kompetent ein. Rund 70 Jahre früher, nahmen das nur 34 Prozent so wahr. Grund für Stereotype sind aus Sicht des Forschungsteams soziale Unterschiede. „Menschen beobachten Frauen und Männer in unterschiedlichen sozialen Rollen und leiten daraus die Merkmale ab, die die Geschlechterstereotype ausmachen“, so erklärt es Christa Nater.

Ändern können sich Stereotype daher nur, wenn sich die soziale Position verändert. Genau das ist im vergangenen Jahrhundert passiert. Frauen haben mittlerweile viel mehr teil an Bildung und Arbeit. „Diese Veränderungen erachten wir als ursächlich für die gefundenen Veränderungen in den Geschlechtsstereotypen."

Wenn es um Durchsetzungsfähigkeit geht, gelten Männer weiterhin als besonders erfolgsorientiert. Im Vergleich zu Frauen werden sie aggressiver eingeschätzt, wenn es um ihren Beruf und leitende Positionen geht. Dieses Stereotyp von ehrgeizigen Männern hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert, wie die Studie zeigt. Verstärkt hat sich hingegen das Bild von den sozial kompetenteren Frauen.

Marie Eickhoff, science.ORF.at

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