Ältere Eltern haben eher brave Kinder

Gute Nachrichten für alle, die später Eltern werden: Die Auswertung von Daten von mehr als 30.000 Kindern zeigt, dass sich Kinder von älteren Eltern weniger oft aggressiv oder in anderer Weise problematisch verhalten.

Mit älteren Eltern steigt das Risiko für den Nachwuchs: Nicht nur körperliche, auch psychische Auffälligkeiten wie Schizophrenie und Autismus nehmen zu. Ähnliches erwarteten daher die Forscher der Universität Utrecht und anderer niederländischer Forschungseinrichtungen auch bei alltäglicheren Verhaltensauffälligkeiten – wenn sich Kinder beispielsweise aggressiv verhalten oder stark gegen Regeln auflehnen. Ihre eigene Studie habe diese Annahmen widerlegt, erklärt Statistikerin Mariëlle Zondervan-Zwijnenburg.

Kleiner Effekt

Die Niederländer stützten sich bei ihrer Analyse auf Daten aus vier unterschiedlichen Langzeitregistern mit Angaben zum Verhalten von Kindern durch Eltern, Lehrer und Kindern selbst; rund 33.000 Datensätze mit Geburten ab 1980 sind in die Analyse eingeflossen.

älterer Vater mit Sohn

Halfpoint/Fotolia

Es sei zwar nur ein kleiner positiver Effekt, aber er sei deutlich und vor allem den Erwartungen entgegengesetzt, erklärt die Statistikerin. Alles in allem könne man sagen, dass zumindest drei Prozent des ausgeglicheneren Alltagsverhaltens mit dem Alter der Eltern zu tun haben. Die Forscher versuchten dabei, möglichst viele Faktoren in die Analyse miteinzubeziehen, wie zum Beispiel den tendenziell höheren Bildungsgrad oder das bessere Einkommen später Eltern. Offenbar werden die Nachteile in der psychischen Gesundheit, die man sich biologisch erwarten würde, durch unbekannte altersbegleitende Faktoren mehr als ausgeglichen.

Impulsiv vs. sensibel?

Mögliche Erklärungen gebe es dabei einige, sagt Zondervan-Zwijnenburg: Ältere Eltern könnten durch mehr Lebenserfahrung einen besseren Erziehungsstil entwickelt haben, der sensibler auf das Kind eingeht und mehr Struktur vorgibt - worauf auch andere Studien schließen lassen. Oder es sei eine Art Selbstselektion, die zurückhaltende oder vorausschauende Menschen dazu bringt, dass sie eher später Kinder in die Welt setzen oder Partner dafür finden.

Während impulsive und aggressivere Menschen vielleicht früher in weniger stabile Partnerschaften schlittern und Kinder bekommen, mutmaßt die Forscherin. Solche Hypothesen und die psychosozialen Mechanismen dahinter gelte es natürlich erst in weiterer Forschung auseinanderzupflücken.

Alter der Mutter entscheidend

Der Ausdruck „Ältere Eltern“ bezieht sich dabei nicht auf ein bestimmtes Alter für Mütter und Väter, sondern auf den Vergleich zu den jüngeren Eltern in der Studie. Das Durchschnittsalter der Mütter in der Studie lag bei 31 Jahren, das der Väter bei 33 Jahren.

Je älter vor allem die Mütter waren, desto ausgeglichener war das Verhalten der Kinder im Alter zwischen zehn und 13 Jahren. Interessantes Detail am Rande - in den 1950er und 1960er Jahren bekamen in den Niederlanden mehr Frauen, die über 40 Jahre alt waren, Kinder als heute (8,5 Prozent 1950 vs 4,3 Prozent 2016).

Laut der Studie hat das elterliche Alter übrigens auf seelische Probleme wie Depressionen und Angstzustände keine Auswirkung. Insgesamt, sagt Zondervan-Zwijnenburg, scheine es jedenfalls, dass späte Eltern sich trotz manch anderer Risiken nicht sorgen müssen, aggressive oder verhaltensauffällige Kinder großzuziehen.

Isabella Ferenci, Ö1-Wissenschaft

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