Diät beeinflusst Krebswachstum

Wie groß der Einfluss von Ernährung auf Krebserkrankungen sein kann, zeigt eine neue Studie aus den USA: Eine vorwiegend pflanzlich basierte Diät verändert den Stoffwechsel von Tumorzellen und macht sie so besser therapierbar.

Einmal ist es Brokkoli oder Spinat, dann wieder Tee und Schokolade: Meldungen dazu, wie sich bestimmte Nahrungsmittel gut oder schlecht auf Krebs und andere Krankheiten auswirken, gibt es oft. Im Fall der US-Studie geht es verkürzt gesagt um Fleisch und Eier, manche Nüsse (wie Walnüsse) und Soja - oder vielmehr um die darin reichlich enthaltene Aminosäure Methionin.

Studie

“Dietary methionine influences therapy in mouse cancer models and alters human metabolism”, Nature, 31.7.2019

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 1.8., 12:00 Uhr.

Statt eine neue Trenddiät anzustoßen, wollen die Forscher mit der Studie aber eigentlich nachweisen, dass man tatsächlich mit streng vorgegebener Ernährung den Stoffwechsel von Tumorzellen kontrolliert und vorhersagbar verändern kann, erklärt Studien-Koautor Jason Locasale von der Duke University in den USA.

Die Pilotstudie an sechs gesunden Probanden zeigt erstmals, dass eine deutlich verringerte Aufnahme von Methionin - also eine hauptsächlich pflanzenbasierte Ernährung, die 83 Prozent weniger Methionin enthielt - sich bei Menschen auf den Stoffwechsel gleich auswirkt wie bei Mäusen, nämlich zunächst auf die Verwertung von Kohlenhydraten, was in einer Kaskade dann weitere Stoffwechselprozesse verändert.

Eine Frau hält eine Avocado in der Hand

APA/dpa/Andreas Arnold

Bei Mäusen mit Krebstumoren konnten die Forscher und Forscherinnen zeigen, dass auch der Stoffwechsel in den untersuchten Tumorzellen sich dadurch so verändert, dass sie auch eher auf übliche Therapien ansprechen.

Methionin ist für Menschen vor allem während des Wachstums wichtig und auch während Schwangerschaften. Später dann scheint eine hohe Methioninzufuhr eher nachteilige Effekte zu haben, sie steigert zum Beispiel das Risiko für Übergewicht, so Locasale.

Gefährliche Eigenexperimente

So verlockend und hoffnungsvoll manchen jetzt eine Ernährungsumstellung scheinen mag, vor allzu ambitionierten Selbstversuchen nach einzelnen Studien warnt Locasale entschieden. Man könne natürlich eine vegane, also methioninarme Ernährung ausprobieren - aber Veränderungen im Stoffwechsel könnten nach heutigem Wissen eine Krebserkrankung genauso auch verschlimmern - je nach Art des Tumors und eigener Veranlagung.

Denn das Hauptproblem von Aussagen, die wieder ein neues Nahrungsmittel zum Wunder oder Übel erklären, ist eigentlich, dass die Studien dazu, wie sich Ernährung auf den komplexen Stoffwechsel und die vielen unterschiedlichen Tumorarten auswirkt, größtenteils fehlen - und damit das gesicherte Wissen. Auch individuelle Unterschiede, Lebensphasen und Umweltfaktoren versteht man lange nicht gut genug.

Genforschung und Medikamentenentwicklung versprächen höhere Profite und hätten weitaus mehr Förderung, beklagt Jason Locasale, und so weiß die Medizin heute vieles über Ernährung und Stoffwechsel einfach nicht. Darum stünde man in der Behandlung heute auch vor der Herausforderung, dass, wenn ein Krebspatient wissen will, was eine hilfreiche Ernährung wäre, Arzt oder Ärztin eigentlich keine Antwort haben, sagt der Biologe.

Isabella Ferenci, Ö1-Wissenschaft

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