Älteste Siedlung im Hochgebirge
Die archäologischen Funde verrieten, dass die Jäger Werkzeuge aus dem vulkanischen Gestein Obsidian herstellten und sich von leicht zu jagenden Riesenmaulwurfsratten ernährten, wie die Wissenschaftler nun im Fachblatt „Science“ berichten. Auch Holzkohlereste kamen bei den Ausgrabungen zum Vorschein. Die Datierung der Funde ließ darauf schließen, dass der Unterstand unter dem Felsüberhang „Fincha Habera“ in einem Zeitraum von vor 47.000 bis vor 31.000 Jahren wiederholt bewohnt wurde. Ob sich steinzeitliche Siedler dort permanent aufhielten, sei jedoch noch unklar.
Götz Ossendorf
Die Studie
"Middle Stone Age foragers resided in high elevations of the glaciated Bale Mountains, Ethiopia”, Science, 8.8.2019
Das Leben in großer Höhe ist herausfordernd und bedeutet Stress für den menschlichen Körper. Aus diesem Grund war man lange davon ausgegangen, dass Menschen erst vor relativ kurzer Zeit begannen, in Höhen über 2.500 Metern zu siedeln. Allerdings weisen verschiedene archäologische Funde der vergangenen Jahre darauf hin, dass die Besiedlung des Hochgebirges schon früher begann als bisher angenommen.
In Gletschernähe
„Basierend auf den radiometrischen Datierungen verschiedenster archäologischer Materialien handelt es sich bei dieser Fundstelle um die früheste längerfristig genutzte Wohnstätte einer Hochgebirgsregion, die uns bisher weltweit bekannt ist“, sagt Archäologe und Studienautor Götz Ossendorf von der Universität zu Köln über den Fund in Äthiopien.
A.R. Gross
Heute ist das Gebirge unvergletschert. Während der letzten Kaltzeit vor rund 40.000 Jahren gab es jedoch unweit des Fincha Habera-Felsunterstands durchaus Gletscher, wie die Forscher nachweisen konnten. Moränenwälle und andere glaziale Hinterlassenschaften zeugen von einer intensiven Vergletscherung.
„Für uns geben diese Siedlungsspuren und ihre Untersuchung einen außergewöhnlichen Einblick, was für ein enormes Anpassungspotenzial der Mensch hatte, um sich körperlich, aber auch kulturell-strategisch auf seinen Lebensraum einzustellen“, betont Ossendorf.
science.ORF.at/APA/sda/AFP