Stadt-Krähen haben hohen Cholesterinspiegel

Fast Food statt Früchte und Samen: Städte bieten für Krähen reichhaltiges Nahrungsangebot. Doch die üppige Diät bleibt nicht ohne Folgen, wie eine Biologin herausgefunden hat.

Da steht ein halbleerer Mülleimer im Park, und die Leute schaffen es noch nicht mal, ihren Abfall hineinzuwerfen. Plastikflaschen, Papier, Essensreste, alles daneben auf dem Boden verstreut. Eine Schande, wirklich wahr. Doch Moment: Vielleicht sind die Parkbesucher gar nicht schuld? Wer schon einmal Krähen im urbanen Lebensraum beobachtet hat, weiß: Die Vögel durchstöbern regelmäßig Mülleimer nach Fressbarem. Und wenn sie nicht gestört werden, ist der Inhalt alsbald schwungvoll im Umkreis von zwei bis drei Metern verteilt.

Stadtleben: Krähe frisst einen Cheeseburger

Andrea Townsend

Es geht im Übrigen auch umgekehrt: Die Betreiber des französischen Freizeitparks Puy du Fou hatten letztes Jahr die Idee, Saatkrähen zu Müllsammlern zu dressieren. Was laut Medienberichten auch zu funktionieren scheint, mit gutem Futter lassen sich die hochintelligenten Vögel offenbar zu allem Möglichen motivieren, selbst zum Einsammeln von Zigarettenstummeln. Das ist ein Aspekt, der auch Andrea Townsend beschäftigt. Die US-Biologin ging in ihrer jüngsten Studie der Frage nach: Wie wirkt sich eigentlich die üppige Nahrung, die Krähen in der Stadt vorfinden, auf ihre Gesundheit aus?

Experiment mit Cheeseburgern

Was die Blutwerte anlangt, ist die Antwort klar, schreibt Townsend im Fachblatt „The Condor“: Kalifornische Stadt-Krähen haben tatsächlich einen höheren Cholesterinspiegel als ihre Verwandten in ländlichen Gebieten. Der Unterschied lässt sich auch im Experiment reproduzieren. Krähen, die von den Forschern (diesmal in New York) mit Cheeseburgern gefüttert wurden, wiesen ähnlich hohe Blutwerte auf. Womit allerdings noch nicht gesagt ist, dass sie dadurch krank werden, denn Townsend fand bei der Cheeseburger-Gruppe sogar eher verbesserte Vitalfunktionen. „Auch wenn das Cholesterin eine schlechte Nachrede hat, ist es im Grunde ein lebenswichtiger Bestandteil von Zellmembranen und Hormonen“, sagt die Biologin vom Hamilton College. „Wir wissen, dass zu hohe Cholesterinwerte Menschen krank machen. Nur: Was bedeutet ‚zu hoch‘ für einen Vogel?“

Krähen im Park mit Fast-Food-Resten zu füttern, hält Townsend dennoch für keine gute Idee. „Vögel sind nicht an industriell gefertigte Nahrung angepasst. Es könnte durchaus sein, dass diese Art von Futter negative Folgen hat, die wir noch nicht messen können.“ Ob sich der Mensch so eine Diät auf Dauer zumuten sollte, könnte man in diesem Zusammenhang freilich auch hinterfragen. Eine französische Studie, erschienen im April dieses Jahres, kommt jedenfalls zu dem Schluss: Wer viel Fertignahrung oder industriell verarbeitete Lebensmittel zu sich nimmt, stirbt statistisch gesehen früher.

Robert Czepel, science.ORF.at

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