Artenschutzkonferenz zieht Bilanz

Die Artenschutzkonferenz hat zum Abschluss ihrer Beratungen in Genf ein positives Fazit gezogen. Es sei eine beeindruckende Liste verabschiedet worden, die Dutzende bedrohter Tier- und Pflanzenarten künftig besser schützen werde, hieß es am Mittwoch.

Vor einem besonders bemerkenswerten Schritt schreckten die Delegierten auf der Artenschutzkonferenz (Cites) in Genf dann doch zurück. Das vor Tausenden von Jahren ausgestorbene Mammut kommt nicht auf die Liste der zu schützenden Arten. Der Anlass des Vorstoßes: Das Elfenbein der Mammuts, deren Überreste durch die Erderwärmung gerade in Sibirien immer häufiger aus dem schmelzenden Eis auftauchen, dient dazu, den verbotenen Handel mit Elefanten-Elfenbein legal erscheinen zu lassen.

„Dann wird Elfenbein von Elefanten als das von Mammuts ausgegeben“, sagt Daniela Freyer von der Organisation Pro Wildlife. Die Konferenz zögerte laut Freyer auf Druck Russlands. Stattdessen wird das Problem nun erstmal näher untersucht.

Afrikanische Elefanten schnüffeln an einem am Boden liegenden Stoßzahn

Karl Ammann

Afrikanische Elefanten

Besserer Schutz für die Seegurke

Doch ansonsten ist die Biologin voll des Lobes für die Beschlüsse der mehr als 180 Staaten des Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites). „Selbst Arten, bei denen es um viel Geld und große Einflussnahme von Nutzergruppen geht, haben hier klar gewonnen. Der internationale Artenschutz ist mit dieser Konferenz stark aufgewertet worden“, meint sie.

„Insgesamt gelang es in Genf, das Augenmerk auch auf weniger charismatische, unbekanntere Arten zu legen, die jedoch für ihr Ökosystem genauso wichtig sind“, bescheinigt auch der Experte der Naturschutzorganisation WWF, Arnulf Köhncke. Ein Beispiel dafür sei die nun besser geschützte Seegurke in den Weltmeeren, die helfe, die Klimawandel bedingte Versauerung der Ozeane zu bekämpfen.

Eine Seegurke

Reuters - Edgar Su

Seegurke

Es sei in den zwölftägigen Beratungen eine beeindruckende Liste verabschiedet worden, die Dutzende bedrohter Tier- und Pflanzenarten künftig besser schützen werde, stellte sich die Konferenz selbst zum Abschluss am Mittwoch ein positives Zeugnis aus. Dazu gehörten Reptilien, Fische sowie Baumarten, aber auch Säugetiere wie die Giraffe, deren Bestand in den vergangenen Jahrzehnten um rund 40 Prozent abgenommen habe.

„Die Menschheit muss eine Antwort auf die wachsende Ausrottungskrise finden, indem sie den Umgang mit den Tieren und Pflanzen neu regelt“, so die Cites-Generalsekretärin, Ivonne Higuero. Das Cites-Abkommen von 1973 kann den Handel mit geschützten Tier- und Pflanzenarten verbieten oder hohe Hürden dafür auferlegen.

Haie und Rochen besser geschützt

Unter anderem wurde der Handel mit 18 zusätzlichen Hai- und Rochenarten erschwert. So werden die wegen ihrer Flossen in Asien begehrten Makohaie und Gitarrenrochen besser geschützt. Damit dürfen die Arten nur noch gefischt werden, wenn ihr Überleben dadurch nicht gefährdet ist. Auch einige Aale und Seepferdchen zählen zu den nun besser geschützten Meeresbewohnern. Darüber hinaus wird der Handel mit bestimmten Tropenhölzern nach dem Willen der Konferenz nun reguliert.

Makohai unter Wasser

Kike Calvo/AP Images

Makohai an der Wasseroberfläche

Die Konferenz beschloss auch eine Ausnahme, die reisenden Musikern mit Instrumenten aus Holz oder Teilen daraus zu Gute kommen wird. Sei bisher eine Bescheinigung nötig gewesen, dass Gitarre, Geige oder Kastagnetten aus zulässigem Holz gefertigt seien, entfalle diese Pflicht nun in den meisten Fällen, sagte der Geschäftsführer des deutschen Spitzenverbands der Musikinstrumentenbranche (SOMM), Daniel Knöll. „Musikinstrumente sind als Kulturgut anerkannt. Jetzt muss nur noch eine entsprechende EU-Verordnung abgewartet werden.“

WWF vermisst Tigerschutz

Doch es gibt auch Kritik: Der WWF fordert etwa mehr Anstrengungen beim Tigerschutz. „Wir brauchen dringend Maßnahmen für die asiatischen Länder, in denen Tiger in Gefangenschaft gehalten werden oder die in den illegalen Tigerhandel verwickelt sind“, sagt Köhncke. Solche Zuchtanlagen seien ein brutales Geschäft und müssten geschlossen werden.

Alleine in China, Thailand, Laos und Vietnam würden aktuell über 8.000 Tiger in Gefangenschaft gehalten. Eine Cites-Offensive vermisst der WWF auch in Richtung Vietnam. Das asiatische Land habe sich schon seit einigen Jahren als Drehkreuz für den internationalen illegalen Handel mit Wildtierarten etabliert. „Trotz Drängen des WWF kam es nicht zu erhofften schärferen Maßnahmen durch Cites bis hin zu Sanktionen – eine herbe Enttäuschung“, meinte Köhncke.

Glasfrösche nicht auf der Liste

Zu den Verlierern des Konferenz zählen laut Pro Wildlife die Glasfrösche. Auf Antrag Costa Ricas, dem nächsten Gastgeberland der Konferenz in drei Jahren, sollten diese exotischen Tiere gelistet werden. Das habe nicht geklappt, bedauert Freyer. „Ein Wermutstropfen.“ Der Handel mit Tieren und Pflanzen ganz überwiegend für Luxusprodukte sei neben Lebensraumverlust eine der großen Bedrohungsursachen. „Der Artenschutz muss neben dem Klimaschutz auf der politischen Agenda ganz nach oben“, fordert Freyer.

science.ORF.at/dpa

Mehr zu dem Thema: