Satellit weicht Satelliten aus

Weil es im All gibt es noch keine Vorfahrtsregeln gibt, musste die Europäische Weltraumagentur ESA Montagfrüh zu einem ungewöhnlichen Mittel greifen: ein Ausweichmanöver im All.

Grund dafür war ein ungünstig platzierter „Starlink“-Satellit des Raumfahrtunternehmens SpaceX. Laut ESA lag die Wahrscheinlichkeit für eine Kollision zwar nur bei 1:1.000, letztlich entschieden sich die beiden Weltraumagenturen gemeinsam, den ESA-Satelliten „Aeolus“ etwas weiter von der Erde wegzubewegen – und das potenzielle Hindernis zu überfliegen.

Illustration: Erdforschungssatellit "Aeolus" im All

ESA / P. Carril

Erdforschungssatellit: „Aeolus“ vermisst die Winde in der Atmosphäre

Derlei Absprachen seien wichtig, sagte Holger Krag, der Leiter des ESA-Büros für Raumfahrtrückstände. Ansonsten könnte es im schlimmsten Fall sein, dass beide Satelliten in die gleiche Richtung steuern. Die Kommunikation mit SpaceX funktionierte laut dem Experten gut. Das sei nicht immer so: „Es gibt Satellitenbetreiber, die reagieren gar nicht, wenn man sie anschreibt.“

Wie die Zeitschrift „Forbes“ berichtet, verlief die gemeinsame Problemlösung auch im jüngsten Fall nicht ganz so harmonisch. SpaceX hatte demnach abgelehnt, den eigenen Satelliten zu bewegen und dadurch die ESA unter Zugzwang gebracht.

Klare Regeln gefordert

Im Weltall gebe es bisher keine Vorfahrtsregeln, erläuterte Holger Krag. Rund 90 Prozent der potenziell gefährlichen Begegnungen passierten mit inaktiven Weltraumrückständen - da sei klar, dass der aktive Satellit ausweichen muss. Bei Begegnungen zwischen zwei aktiven Satelliten müssen die Betreiber von Fall zu Fall entscheiden, was passiert. Die ESA fordert Regeln und treibt eine Automatisierung des Prozesses voran. Denn durch die steigende Zahl von Satelliten werde es in Zukunft auch mehr Ausweichmanöver brauchen.

„Aeolus“ misst mittels Laser die Winde rund um die Erde. Der Satellit umkreist den Planeten in rund 300 Kilometern Höhe und ist seit etwas mehr als einem Jahr im All. „Starlink“ von SpaceX wiederum ist Vorbote eines Satellitenschwarmes, der in den kommenden Jahren auf bis zu 12.000 Stück anwachsen könnte. Das erdumspannende Netz soll künftig auch entlegene Erdregionen mit schnellem Internet versorgen.

science.ORF.at/dpa

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