Süßgetränke vermindern Lebenserwartung

Mindestens ein halber Liter gesüßte Getränke pro Tag: Wer so viel Süßes trinkt, hat statistisch gesehen ein höheres Risiko frühzeitig zu sterben. Das zeigt eine neue Studie mit Daten von ca. einer halben Million Menschen in zehn europäischen Ländern.

Demnach ist das Sterberisiko um 20 Prozent höher. Für den einzelnen ist das nicht so klar auf Monate herauszurechnen – „aber auf Bevölkerungsebene ist das doch relevant“, erklärt Studienkoautor Heinz Freisling von der Internationalen Agentur für Krebsforschung, eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Daten stammen aus Fragebögen zu Lebensgewohnheiten und Gesundheit, die europaweit zwischen 1992 und 2000 im Rahmen der EPIC-Studie erstellt wurden. Sie erfassen alle Arten von Softgetränken, mit normalem Haushaltszucker gesüßt genauso wie mit künstlichen Süßstoffen.

Risiko steigt exponenziell an

„Soft Drink“ beinhaltet demnach isotonische Getränke, verdünnten Sirup genauso wie gesüßte Fruchtsäfte und Limonaden. Dabei steigt den Daten zufolge das Sterberisiko exponenziell an, je mehr man davon trinkt, so der Ernährungswissenschaftler und Statistiker. „Ab einem halben Liter pro Tag steigt das Risiko sprunghaft an.“

Studie

Association Between Soft Drink Consumptionand Mortality in 10 European Countries, JAMA Internal Medicine (3.9.2019).

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 4.9., 7:00 Uhr.

Das Risiko frühzeitig zu sterben, ist dabei unabhängig von Geschlecht, Alter, Gewicht, Alkoholkonsum und Rauchen. „Also im Prinzip untermauert das unsere Ergebnisse.“ Auch ob das Getränk mit Rohrzucker oder künstlichem Süßstoff gesüßt war, macht laut Studie keinen signifikanten Unterschied.

Zu beachten ist allerding, dass die Studie lediglich einen statistischen Zusammenhang zwischen dem starken Konsum von Softdrinks und einer verkürzten Lebenszeit aufzeigt. Unklar ist, ob die Softdrinks tatsächlich die Ursache dafür waren. Allerdings, so Freisling, gibt es bereits einige vergleichbare Beobachtungsstudien aus anderen Ländern, die diesen Zusammenhang ebenfalls zeigen.

Limonadenflaschen in der Fabrik

ASSOCIATED PRESS

Herzkreislauf- und Verdauungskrankheiten

Außerdem gibt es einzelne Studien, die zeigen, wie sich Soft Drinks auf den Körper auswirken. So ist bekannt, dass man mit Süßgetränken zu schnell zu viel Energie aufnimmt. „Das heißt, indirekt kann es dazu beitragen, dass die Energiezufuhr über dem Energiebedarf liegt und in weiterer Folge zu Übergewicht und Adipositas führen kann. Und Adipositas ist ein Risikofaktor für eine erhöhte Sterblichkeit.“ Der erhöhte Fructosegehalt in Soft Drinks kann wiederum das Risiko erhöhen, an einer Fettleber zu erkranken.

Auf der anderen Seite reagiert der Körper auf solche Süßgetränke mit viel Insulin und bringt den Blutzuckerspiegel durcheinander. Das kann langfristig zu Diabetes und chronischen Entzündungen führen. Solche Erkenntnisse aus früheren Studien decken sich mit der aktuellen Statistik. Auch sie zeigt, dass mit dem erhöhten Soft-Drink-Konsum vor allem Verdauungserkrankungen wie Diabetes, Lebererkrankungen, Dickdarmkrebs, aber auch Herzkreislauferkrankungen aufgetaucht sind. „Das könnten die Erkrankungen sein, die hauptsächlich zu dieser erhöhten Sterblichkeit beigetragen haben", so Freisling.

Auch wenn es noch weitere Detailstudien braucht, appellieren die Forscher nicht nur an den einzelnen, sondern auch an die Politik, „wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Konsum von Softdrinks zu reduzieren“. Möglich wäre eine Zuckersteuer genauso wie Kampagnen, um die Bevölkerung zu informieren.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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