Artensterben in Österreich "beängstigend“

Der neu gegründete Biodiversitätsrat wendet sich mit einer Warnung an die Öffentlichkeit: Das Artensterben sei dramatisch, die neue Regierung müsse endlich etwas dagegen unternehmen.

Erst im Mai hatte der Weltrat für Biodiversität (IPBES) in seinem globalen Zustandsbericht 2019 gewarnt, dass rund eine Million Arten weltweit vom Aussterben bedroht ist und der Mensch als Verursacher des sechsten Massensterbens in die Geschichte einzugehen drohe.

„Beängstigend ist auch die Geschwindigkeit des Artensterbens in Österreich - wenn sich nichts ändert, werden viele Arten sowie wichtige Ökosysteme bereits in den nächsten Jahrzehnten verschwunden sein - teilweise noch, bevor wir sie überhaupt erforschen konnten“, warnt der Ökologe und Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Universität Wien.

Auch Lebensmittelproduktion betroffen

Er gehört mit dem Zoologen Christian Sturmbauer (Uni Graz) und der Politikwissenschafterin Alice Vadrot (Uni Wien) dem Leitungsteam des österreichischen Biodiversitätsrats an. In diesem fachübergreifenden Gremium haben sich 23 namhafte Experten und Wissenschaftler aus mehr als 15 Institutionen zusammengeschlossen: „Ziel ist es, der biologischen Vielfalt eine starke Stimme zu geben und die wissenschaftlichen Ergebnisse sowie Forschungslücken aufzuzeigen“, erklärte Sturmbauer.

Die Wissenschaftler warnen vor den „dramatischen Folgen“ des Artensterbens: Neben den direkten Auswirkungen der Verarmung auf die Ökosysteme könnte der Rückgang vieler Bestäuber massive Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion haben.

Appell an die Regierung

In der Wissenschaft sei bei vielen Problemen klar, welche Schritte gesetzt werden müssten, doch in der Gesellschaft und der Politik seien diese Erkenntnisse noch nicht angekommen. „Unser Ziel ist es, einer breiten Öffentlichkeit die Konsequenzen eines drastischen Artenrückgangs zu verdeutlichen - das ist dringend und notwendig“, so Vadrot.

Die Wissenschaftler appellieren, die großen Probleme mit den massivsten Auswirkungen anzugehen, etwa die Folgen der Landnutzung, Bodenversiegelung und der intensiven Land- und Forstwirtschaft. „Die neue Regierung in Österreich muss endlich ambitionierte Maßnahmen zum Biodiversitätsschutz und zum Stopp des Artensterbens in Österreich umsetzen“, fordert Sturmbauer, denn alle diese Probleme sind auch mit dem rasch fortschreitenden Klimawandel verwoben. Zudem fordern die Wissenschaftler ein nationales Forschungsprogramm zum Arten- und Biodiversitätsschutz.

science.ORF.at/APA

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