Neuer Start zum großen Saubermachen

Das Ocean Cleanup Projekt ist eine der großen Hoffnungen im Kampf gegen den Plastikmüll in den Weltmeeren. Mit einer Art riesigem Rechen sollen große Mengen Plastik aus dem Pazifik gefischt werden. Der erste Versuch ging schief – nun soll es wieder losgehen.

Ein rund 700 Meter langes Kunststoffrohr, an dem eine Art Vorhang ins Wasser hängt – so hat der Müllsammler ausgesehen, mit dem das Ocean Cleanup Team vor einem Jahr aufgebrochen ist. Von der Strömung in U-Form gebogen, sollte Plastik an Rohr und Vorhang hängen bleiben und dann von Schiffen abtransportiert werden. „Das Problem des ersten Prototyps war, dass er das Plastik, das er eingesammelt hat, wieder verloren hat“, sagt Gerhard Herndl, Meeresbiologe an der Universität Wien und im wissenschaftlichen Beirat des Ocean Cleanup Project.

Plastikmüll sammelt sich bei einer Barriere

The Ocean Cleanup

Müll soll sich an der Barriere sammeln und dann von Schiffen abtransportiert werden.

Schwierigkeiten gemacht hat vor allem die Strömung, sie hat die Müllfalle schneller schwimmen lassen als den „gefangenen“ Müll, dadurch wurde er teilweise wieder ausgeschwemmt. Teilweise haben die hohen Wellen das Kunststoffrohr verdreht, auch dadurch gelangte Plastik wieder ins offene Meer. „Letztlich ist dann ein Endstück der Barriere abgebrochen, und damit war der erste Versuch beendet“, so Herndl.

Neues Design für die Müllfalle

Im Pazifik gibt es den Great Pacific Garbage Patch - einen riesigen Fleck aus geschätzt 80.000 Tonnen Plastikmüll, 25 Mal so groß wie Österreich. Zumindest ein Teil davon soll entfernt werden, an diesem Ziel hat man beim Ocean Cleanup Project auch nach der ersten Niederlage festgehalten. Seit Jänner wurde deshalb intensiv an einem Redesign des Müllsammlers gearbeitet (siehe auch Video). Das neue Kunststoffrohr ist demnach etwas kürzer als das alte, außerdem wird es mit einem fallschirmähnlichen Treibanker stabilisiert. Gerhard Herndl: „Dieser Treibanker ist in zehn bis 20 Metern Tiefe und verhindert, dass der Wind die Barriere zu schnell wegtreibt und das Plastik rausgeschwemmt wird.“

Außerdem wurde noch ein zusätzlicher Schutz für das Kunststoffrohr konstruiert. Eine Korkwand schwimmt eineinhalb Meter vor dem Rohr und soll verhindern, dass Plastikteile das Herzstück des Projekts beschädigen. Außerdem trägt die Korkwand nun auch den Unterwasservorhang. „Durch Strömung und Müll haben zu starke Kräfte auf das Rohr gewirkt, das hat es letztlich auch brechen lassen. Durch die flexible Korkwand, die die Last des Vorhangs trägt, soll das verhindert werden“, so Gerhard Herndl.

In Südostasien bereits erfolgreich

An die 80 Menschen arbeiten im Kernteam des Ocean Cleanup Project. Die Initiative wurde vom 25-jähirgen Niederländer Boyan Slat gegründet und finanziert sich durch Spenden, Sponsoring von Firmen und Förderungen von Regierungen.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 6.9., 8:00 Uhr.

Während das Projekt im Pazifik beim ersten Anlauf schiefgegangen ist, wird in den Meeren vor Südostasien bereits erfolgreich Plastikmüll eingesammelt. Dort sei der Plastikmüll in küstennahen Gewässern sehr konzentriert, „ein richtiger Teppich“, so Herndl. Dort könne man mit speziellen Schiffen operieren, um diesen Müll aufzusammeln – und das passiere bereits. Aus dem an Land gebrachten Plastik entstehen teilweise Recyclingprodukte wie Sonnenbrillen und Tragetaschen.

Wird es dieses Mal auch im Pazifik gelingen, den riesigen Plastikmüllstrudel zumindest zu verkleinern? Der Wiener Meeresbiologe zeigt sich zuversichtlich: „Aus Erfahrung hat man gelernt, und ich bin jetzt relativ optimistisch, dass der zweite Prototyp wirklich dauerhaft ist und die fünf Jahre im Pazifik überdauern kann.“ Laut jüngsten Berichten des Projektteams wurde der neue Müllsammler bereits in den Pazifik geschleppt und soll demnächst wieder mit dem Müllsammeln beginnen.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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