Stadtplanung mit Künstlicher Intelligenz

Wie entwickeln sich Hitze, Verkehr oder Wind? Für die Stadtplanung sind das wichtige Fragen. Mittels Künstlicher Intelligenz (KI) und Virtual Reality-Modellen sollen sie nun in Echtzeit beantwortet werden können.

Das verspricht das erste „City Intelligence Lab“ Österreichs, das vom Austrian Institute of Technology (AIT) am Montag in Wien präsentiert wurde. Das selbstlernende KI-System, das Wissenschaftler um Laborleiter Angelos Chronis vom AIT-Energieforschungszentrum über Jahre hinweg aufgebaut und mit Daten gefüttert haben, erinnert ein wenig an das Kult-Computerspiel „SimCity“, mit dem bereits Generationen von Gamern ihre städtischen Visionen umsetzten. Der Anspruch des Labors reicht jedoch weit stärker in die Realität - auch wenn Chronis das Anpassen der Modelle im Rahmen der Präsentation als „Planungsspiel“ bezeichnete.

Die KI zur Stadtplanung in Aktion

AIT/APA-Fotoservice/Hinterramskogler

Häuserblöcke per Fingerschnippen umwandeln

Im Kern lassen sich hier rasch virtuell ganze Stadtviertel hochziehen und per Mausklick, Wischer am Tablet oder mittels VR-Brille und Fingerzeig verändern. Die KI folgt jedem Befehl und berechnet, welche Auswirkung beispielsweise die Erhöhung oder Ausrichtung von Gebäuden oder ganzer Häuserblocks am Wiener Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnhof auf die Bildung von Hitzeinseln oder die sich jeweils einstellenden Windgeschwindigkeiten hat.

Mit einem Fingerschnippen lassen sich auch Häuserblöcke in Parkflächen umwandeln, Straßen verlegen oder Geschäftslokale neu verteilen - die dadurch angestoßenen Veränderungen schlagen unmittelbar auf Parameter wie geschätzte Marktpreise, das Verkehrsaufkommen oder Fußläufigkeit durch.

Die KI zur Stadtplanung in Aktion

AIT/APA-Fotoservice/Hinterramskogler

Labor am Tablet und in Wien-Floridsdorf

Man habe es hier mit einer „neuen Art der Laborinfrastruktur“ zu tun, die es den oftmals in EU-geförderten Projekten engagierten Forschern etwa erlaubt, die Stadt Heidelberg mit Machbarkeitsstudien für die Wohnbau-Erschließung eines rund 100 Hektar großen Kasernenareals zu versorgen oder mit den Bürgern einer usbekischen Stadt die Neuausrichtung des Zentrums gezielt anzugehen, wie Nikolas Neubert, Leiter des Forschungsbereichs „Digital Resilient Cities“ erklärte.

Aber auch in weit kleinerem Maßstab liefere das System interessante Informationen. Vor allem tue es das weit rascher als herkömmliche Planungswerkzeuge, so der Forscher. Ein zentraler Vorteil sei, dass sich verschiedenste Szenarien durchspielen und erwünschte - beispielsweise besonders energieeffiziente oder kühle - Lösungen von anderen unterscheiden lassen.

Neben dem interaktiven Raum in Wien-Floridsdorf lasse sich das Labor am Tablet oder Smartphone auch überall hin befördern. Das eröffne nicht nur die Möglichkeit, mit Kunden auf der ganzen Welt zu arbeiten, sondern auch Bürger auf anschauliche Art und Weise in Stadtplanungsprojekte einzubinden, so Wolfgang Hribernik, Leiter des AIT Center for Energy.

science.ORF.at/APA

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