Mehr Methan durch Oktoberfest

Zur Wiesnzeit ist es auf dem Festgelände nicht nur wärmer als rundum, es steigt auch die Konzentration des Klimagases Methan, wie Messungen von Münchner Forschern beim vergangenen Oktoberfest ergaben.

Das Team von der Technischen Universität München berichtet von im Schnitt sechsfach erhöhten Werten gegenüber der Zeit vor oder nach dem Volksfest. Am Wochenende waren die Werte sogar achtfach erhöht. „Das war die erste Untersuchung für Methan-Emissionen bei einem Volksfest“, sagt die Studienleiterin und TUM-Professorin für Umweltsensorik, Jia Chen.

Obwohl Wirte, Schausteller und Marktkaufleute längst auf Umweltschutz und Ökologie achten und dies auch bei ihrer Zulassung für das Volksfest eine erhebliche Rolle spielt: Dass auch Methan ein Thema ist, sorgte bei vielen für Überraschung.

Genauere Messung läuft

Die TUM-Forscher hoffen nun, den Ursachen weiter auf die Spur zu kommen und daraus Maßnahmen zu entwickeln, die Emissionen zu senken. Am Freitag - rechtzeitig zum Beginn der Wiesn 2019 - startet Chen mit ihrem Team eine nach ihrer Aussage bisher weltweit einmalige Messung von Klimagasen in München.

Bierkrüge am Münchner Oktoberfest 2019

APA/dpa/Sven Hoppe

Das Münchner Oktoberfest 2019 startet

Die Forscher wollen dabei in den nächsten Jahren mit einem Netzwerk von fünf Stationen in und um München fortlaufend Kohlendioxid, Methan und Kohlenmonoxid erfassen. Die Konzentration der Treibhausgase soll nicht nur punktuell am Boden, sondern mit optischen Methoden in der gesamten Luftsäule bis zu 80 Kilometer über dem Messpunkt am Boden erfasst werden.

Zusammen mit Wetter- und Winddaten soll ein genaues Profil erstellt werden, wo die Quellen der Gase sind und wie sie sich über der Stadt verteilen. „Es ist wichtig, die Auswirkungen der Klimaschutzmaßnahmen messtechnisch zu beurteilen, um den Klimawandel besser zu verstehen und das Klima sinnvoller zu schützen“, sagt Chen. „Man muss das gesamte Bild verstehen.“

Gasgrills und Heizstrahler

Das Treibhausgas Methan beschleunigt die Erderwärmung über 100 Jahre gemittelt 34 Mal stärker als Kohlendioxid. Seit 2007 nimmt der weltweite Methan-Ausstoß zu, ohne dass die Gründe ganz klar sind. Zu den wahrscheinlichsten Quellen für das Methan auf dem Oktoberfest gehören den TUM-Forschern zufolge nun wohl die Gasgrills und Heizstrahler. Hinzu komme Gasverluste aus den Leitungen.

Auch Abwasser aus der Gastronomie und aus den Toiletten war zunächst im Verdacht. Doch hier sind die Forscher einen Schritt weiter. „Das ist nicht der wahrscheinlichste Grund“, so Chen. Um die Quellen weiter zu prüfen, werden die Wissenschaftler während der Wiesn Luftproben in den Zelten entnehmen, um sie im Labor zu untersuchen.

Dass die Wiesn mit rasanten Fahrgeschäften, Buden und Bierzelten nicht gerade eine Energiespar-Veranstaltung ist, zeigen die Verbrauchswerte, die alljährlich von der Stadt veröffentlicht werden. Im vergangenen Jahr wurden 200.937 Kubikmeter Erdgas verbraucht. Der Stromverbrauch lag bei 2,93 Millionen Kilowattstunden - der Jahresverbrauch einer Kleinstadt mit 21.000 Einwohnern.

Klimafreundliche Technik

Dabei ist das Volksfest Vorreiter bei klimafreundlicher Technik und Ökologie. Vielfach fließt Ökostrom, LED-Lampen erleuchten die Zelte. Das Wasser vom Spülen der Bierkrüge wird danach zur Toilettenspülung verwendet. Die Stadt berücksichtigt bei der Zulassung der Bewerber auch Punkte wie die Verwendung biologisch abbaubaren Hydrauliköls, schadstoffarme Zugmaschinen und das Produktangebot aus Öko-Anbau.

Einige Zelte haben Solardächer - etwa das Schottenhamel-Zelt. Das gesamte warme Wasser werde so gewonnen, sagt Wirt Christian Schottenhamel. Gerade wurde das Weinzelt als klimaneutraler Betrieb ausgezeichnet. Alle nicht vermeidbaren CO2-Emissionen gleicht Wirt Stephan Kuffler über Klimaschutzprojekte aus.

Dass das Volksfest sein eigenes Mikroklima mit höheren Temperaturen und höherer Luftfeuchtigkeit schafft, hatte der Bonner Meteorologe Karsten Brandt bei Messungen vor ein paar Jahren herausgefunden. Seiner Ansicht nach die Hauptursache: die vielen Menschen.

science.ORF.at/APA/dpa

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