Sport zögert Alzheimer hinaus

Rund 100.000 Menschen sind aktuell in Österreich von Alzheimer betroffen. Heilen kann man Alzheimer zwar nicht. Bewegung könnte aber helfen, auch im Kopf länger gesund zu bleiben, das zeigt eine aktuelle US-amerikanische Studie.

Wer fünfmal die Woche mindestens eine halbe Stunde schnell geht, könnte das Ausbrechen von Alzheimer wesentlich hinauszögern. Das zeigte eine kleine Studie mit insgesamt 70 Teilnehmern im Alter von durchschnittlich 55 Jahren - sie alle hatten ein erhöhtes Risiko für die neurodegenerative Erkrankung.

Das heißt, es fiel ihnen bereits schwerer, sich Dinge zu merken. Zudem haben sich bei den meisten bestimmte Eiweiße im Gehirn abgelagert – so genannte Beta-Amyloid-Plaques. Solche Eiweißablagerungen gelten als großer Risikofaktor, später Alzheimer zu entwickeln. „Wenngleich die Krankheit nicht automatisch bei allen Betroffenen ausbricht“, erklärt der Studienleiter Rong Zhang vom UT Southwestern Medical Center. Hinzu kommt, dass bei den meisten Teilnehmern die Gehirnregion des Hippocampus bereits zu schrumpfen begann – auch das ist ein Risikofaktor für Alzheimer. Diese Region spielt nämlich bei der Erinnerung eine wichtige Rolle.

Schnell gehen vs. dehnen

Während die eine Gruppe regelmäßig schnell ging, machte die Vergleichsgruppe ein Jahr lang Dehnungsübungen. Die Neurowissenschaftler haben nun untersucht, wie sich die unterschiedlichen Bewegungen auf das Gehirn der Teilnehmer auswirkten. Sie untersuchten einerseits die Größe des Gehirns, andererseits das Merkvermögen. Tatsächlich zeigten die Aufnahmen, dass das Schrumpfen des Hippocampus durch das regelmäßige, schnelle Gehen zwar nicht gestoppt werden konnte, aber im Vergleich zur Dehngruppe zumindest deutlich verlangsamt wurde.

Ein älterer Mann spaziert mit Nordic-Walking-Stöcken

dpa/Horst Ossinger

„Das Merkvermögen wiederum blieb bei allen relativ gleich oder verbesserte sich leicht“, so Zhang. Das erklärt sich der Neurowissenschaftler damit, dass auch Dehnen eine Bewegung ist, die die Muskeln stärkt und die körperliche Gesundheit fördert. Weitere Forschung ist zwar noch notwendig, dennoch lässt die Studie vermuten, dass regelmäßige Bewegung das Ausbrechen von Alzheimer effektiv hinauszögern kann.

„Es ist nie zu spät“

Das deckt sich auch mit früheren Tierversuchen und Beobachtungsstudien, erklärt Zhang, die ebenfalls einen positiven Zusammenhang zwischen Bewegung und Alzheimer nahelegten. Auch soziale Interaktion trainiere das Gehirn. Bluthochdruck, Fettleibigkeit, Dauerstress, Rauchen und Alkoholkonsum schaden hingegen nicht nur Herz und Kreislauf, sondern auch dem Gehirn. „Wir versuchen gerade die Studie in einer größeren Untersuchung mit mehr Teilnehmern zu wiederholen. Schon jetzt aber lässt sich aus der Studie mitnehmen, dass Bewegung, vor allem im mittleren Alter, sehr wichtig für die Gesundheit des Gehirns ist und dass es niemals zu spät ist, damit anzufangen“, erklärt Zhang.

Auch die Österreichischen Alzheimer Gesellschaft sowie Österreichische Gesellschaft für Neurologie weisen anlässlich des Welt-Alzheimer-Tags auf die Bedeutung eines gesunden Lebensstils hin. Sie gehen aber auch davon aus, dass sich die Zahl der Betroffenen aufgrund der steigenden Lebenserwartung in den nächsten Jahren erhöhen wird. Damit würden auch die Folgekosten in die Höhe gehen: Statt aktuell zwei Milliarden Euro pro Jahr rechnen die Experten für 2050 mit vier Milliarden jährlich. Umso wichtiger sei eine effektive Prävention, heißt es.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft